RuhrGesichter Die größte Pferdeshow Europas ist derzeit mit neuem Programm auf Reisen durch Europa. Cavalluna gastierte nun für mehrere Shows in der Dortmunder Westfalenhalle: Wir haben uns das Spektakel angesehen.

Cavalluna – Grand Moments                                                                    

Cavalluna in Dortmund: Eine Showkritik

Das   neue   Programm   ist   diesmal   gar   nicht   wirklich   neu,   sondern   eigentlich   ein „Best   of“   der   schönsten   Show-Momente   aus   den   vergangenen   Programmen;   und derer    gab    es    reichlich.    Doch    anstatt    einfach    die    einzelnen    Showelemente aneinanderzureihen,   hat   man   die   „Grand   Moments“   aus   ihrem   ursprünglichen Kontext   gelöst   und   in   eine   neue,   alle   Einzelnummern   geschickt   verbindende Geschichte   eingebettet:   Der   Showreiter/Clown   Trol   gehörte   zu   den   besten   seiner Zunft,   doch   auch   er   wird   älter   und   bekommt   Angst,   dass   er   eines   Tages   nicht mehr   auftreten   kann   und   all   die   Menschen,   die   er   in   der   Show-Welt   kennen gelernt   hat,   zurücklassen   muss.   Doch   in   dieser   Krise   erscheint   ihm   Sol   (Kennedy Hill:   Was   für   eine   strahlende   Erscheinung!),   die   Urkraft   des   Lebens   und   offenbart ihm,   dass   er   mit   allen   Menschen,   die   er   kennen   und   lieben   gelernt   hat,   einen ewigen   Bund   der   Erinnerung   schließen   kann,   wenn   er   es   schafft,   sie   alle   zu   einer großen,   letzten   Show   zusammenzubringen.   In   einer   Vision   erlebt   Trol   die   „Grand Moments“   seiner   eigenen   Karriere   noch   einmal   und   findet   so   schließlich   seine innere Ruhe. Die   Story   war   kindgerecht,   aber   klug   erzählt   und   auch   für   Erwachsene   genießbar und      berührend.      Großartige      und      farbenprächtige      Kostüme,      passend maßgeschneiderte   atmosphärische   Musik   zwischen   schwebend   leichten   Klängen und    wuchtigem    Bombast,    tolle    Bühnenbilder    in    Szene    gesetzt    durch    klug gesetztes   Licht,   grandiose   Hintergründe   auf   der   nagelneuen   LED   Wand   und dezente, aber feine Effekte erzeugten einen farbenfrohen, spektakulären Rausch. Das   Dortmunder   Publikum   erlebte   auf   diese   Weise   nicht   nur   58   wundervolle Pferde    mit    ihren    kundigen    Reitern    und    dem    Tanzensemble    in    spannenden Choreografien,   sondern   erneut   phantasievolle   Kostüme   und   Kulissen   im   Rahmen der einfachen, aber schönen Geschichte. Wieder   mit   dabei:   Die   Trickreiter   der   Hasta   Luego   Academy   und   Diego   Giona   mit seiner   ungarischen   Post,   einer   der   anspruchsvollsten   Disziplinen   im   Pferdesport. Dabei   steht   der   Reiter   auf   dem   Rücken   zweier   Pferde   und   lenkt   weitere   Pferde vor   sich.   Ihren   Ursprung   hat   die   ungarische   Post   bei   Hirten,   die   auf   diese   Weise den   Überblick   über   ihre   Herden   behalten,   diese   kontrollieren   und   auch   Raubtiere durch   den   erhöhten   Stand   schneller   ausmachen   können.   Für   Pferdeshows   wurde die   Technik   verfeinert   und   weiterentwickelt,   sie   beeindruckte   das   Publikum   auch bei den Grand Moments. Ergreifend    auch    die    freihändige    Dressur    von    Alejandro    Barrionuevo    und    die berührende   Freiheitsdressur   von   Sylvie   Willms,   einer   Ausnahmeerscheinung   in der   Show:   Bei   ihrer   Freiheitsdressur   dirigiert   sie   ihre   Schützlinge   nahezu   ohne Hilfsmittel,   nur   mit   kleinen   Gesten   und   leisen   Kommandos   und   lässt   die   Tiere unglaubliches vollbringen. Was   die   bodenständigen   Friesen,   die   vornehmen,   anmutigen   portugiesischen Lusitanos   sowie   die   Esel   und   die   Miniponys   von   Bartolo   Messina   und   all   die anderen    zugehörigen    Menschen    auf    die    Beine    stellen    und    in    die    Arena    der Westfalenhalle     brachten,     war     herausragend:     Das     wieder     einmal     sehr begeisterungsfähige   Dortmunder   Publikum   erlebte   ein   großartiges   Live   Erlebnis für alle Sinne. Tatsächlich   ist   auch   diese   Cavalluna   Show   so   konzipiert,   dass   nicht   nur   Kinder und    pferdeverliebte    Teenagermädels    gut    unterhalten    werden,    sondern    auch Erwachsene      aller      Altersklassen      inklusive      in      der      Regel      überkritische Pressevertreter sich königlich amüsieren können. Eines   dieser   kritischen   Themen   ist   bei   Tier-Shows   stets   der   Tierschutz   und   auch Cavalluna   steht   seit   langem   in   der   Kritik   von   Tierschutzorganisationen   wie   PETA, die   grundsätzlich   gegen   Tiere   in   der   Unterhaltungsbranche   Stellung   beziehen   und prinzipiell   gegen   „Eigentum“   am   Tier   sind.   In   Dortmund   demonstrierte   PETA   vor der Halle gegen die Show und die Nutzung von Tieren zu Unterhaltungszwecken. Im    Falle    von    PETA    präsentiert    man    allgemein    die    provokativ    inszenierten Maximalforderungen   zwar   medienwirksam,   erschwert   aber   leider   eine   vernünftige Auseinandersetzung   mit   einigen   durchaus   validen   Argumenten   zu   verschiedenen Tierschutzthemen     oftmals     durch     vorgebrachte     Kuriositäten,     wie     z.B.     die Forderung    nach    dem    Verbot    von    Plastik-,    Porzellan-    und    Holztieren    auf Jahrmarktkarussellen;   um   Männer   vom   Fleischverzehr   abzuhalten   mögen   Frauen doch   bitte   in   Sexstreik   treten;   Orkane   sollten   nach   tierischen   Produkten   benannt werden;   Redewendungen,   in   denen   Tiere   vorkommen,   sollten   vermieden   werden und   bei   den   Oberammergauer   Passionsfestspielen   möge   Jesus   von   Nazareth   zum Einzug    in    Jerusalem    bitte    auf    den    Esel    verzichten    und    auf    einen    E-Scooter zurückgreifen.   Die   Forderung   nach   einem   Verbot   von   Cavalluna   verfängt   so   auch nur    bei    den    ohnehin    schon    überzeugten    Mitmenschen,    nicht    aber    bei    den Besuchern   der   Pferdeshow.   Sollte   es   möglicherweise   nicht   das   Ziel   gewesen   sein, mit    der    Aktion    vor    der    Westfalenhalle    die    Cavalluna-Besucher    zu    erreichen, sondern   man   dort   lediglich   für   sich   und   die   eigene   Blase   Präsenz   zeigen   wollte, ziehen wir diesen Einwand zurück. Die   Pferde   jedenfalls   kommen   nach   dem   Show-Wochenende   werktags   auf   die Weide   des   Zwischenstalls   in   der   Nähe   von   Düsseldorf.   Dort   haben   sie   in   der   Regel die    gleichen    Pferde    in    den    Nebenboxen    stehen,    die    auch    unterwegs    ihre Nachbarn    sind;    dies    soll    möglichst    viel    gleichbleibende    Routine    und    Ruhe erzeugen.   Was   unserem   -auch   durch   Leserzuschriften   aus   den   Vorjahren,   die   aus Tierschutzsicht   monierten,   dass   wir   überhaupt   über   eine   Pferdeshow   berichten- durchaus   geschärften   Laienblick   jedoch   auch   in   diesem   Jahr   erneut   auffiel:   Nicht nur   Pferde   und   Reiter   strahlten   in   der   Arena   eine   große   Harmonie   aus,   auch unsere   wiederholten   Einblicke   Backstage   (leider   ist   es   unserem   Fotografen   auch     in   diesem   Jahr   trotz   extra   viel   Stauraum   in   der   Kameratasche   nicht   gelungen, eines    der    niedlichen    Miniponys    mit    nach    Hause    zu    nehmen;    man    hatte    sie vorsorglich    abgezählt,    bevor    er    zu    den    Ställen    durfte)    ließen    uns    eine professionelle,    aber    familiäre    und    fürsorgliche    Atmosphäre    erleben.    Dieser subjektive,    kurze    Eindruck    soll    und    wird    eine    Tierschutzorganisation,    die Fundamentalkritik   an   jeder   Art   der   Tiershow   übt,   freilich   nicht   überzeugen.   Das Publikum   in   der   Westfalenhalle   jedenfalls   reagierte   begeistert   auf   die   Show,   auch auf die Equipe Pfeifer, die in diesem Jahr erneut atemberaubendes zeigte. Den   Erwachsenen   hat   die   Show   hör-   und   sichtbar   gefallen,   die   Kinder   waren erwartungsgemäß   begeistert   und   gaben   sich   jede   Mühe,   auch   noch   das   letzte Plüsch-Pferd   vom   Merchandise   Stand   mit   nach   Hause   zu   nehmen.   Auch   wir waren   positiv   überrascht,   wie   stimmig   die   „Grand   Moments“   der   letzten   Jahre   in eine     neue     Geschichte     eingebunden     wurden.     Uns     hat     das     gelungene Nebeneinander     von     rasanten     Showeinlagen     und     den     leisen,     poetischen Momenten ausgesprochen gut gefallen. Fazit:   Cavalluna   ist   auch   in   diesem   Jahr   ein   fantasievolles,   atemberaubendes Erlebnis für Erwachsene und Kinder und allemal einen Familienausflug wert.