DRAGOL
live in der Balver Höhle
Wir
fragten
im
Vorfeld
des
Konzertes
bei
Vandil
Lindberg
nach,
der
im
Jahr
2016
mit seiner Partnerin Runa Wajassier der Band Dragol das Leben schenkte:
Ruhrgesichter
:
Wie
seid
Ihr
darauf
gekommen,
die
riesige
Balver
Höhle
für
Euer
Konzert
anzumieten?
Endet
das
in
einem
finanziellen
Fiasko
oder
steht
in
der
dunklen
Märchenwelt
ein
dukatenscheißender
Esel?
Oder:
Da
Eure
Lieder
ohnehin
Klang
gewordene
Kurzfilme
sind;
habt
Ihr
in
der
Höhle
einen
perfekten
Schauplatz
gefunden,
um
die
Figuren
der
Dunkel
Mär
Wirklichkeit
werden
zu
lassen?
Vandil
:
Ney,
ney,
wir
machen
mit
der
Höhle
ein
dickes
Minus.
Sie
ist
für
1000
Leute
ausgelegt
–
und
wir
lassen
nur
100
zu
(Hygiene-Konzept).
Aber
einmal
gönnen
wir
uns
das!
Ja,
wir
glauben,
dass
lohnt
sich.
Was
könnte
schon
mystischer
als
eine
Höhle
sein?
Dazu
Fackeln,
Nebel…
Vor
Jahren
hatte
Runa
einen Wunsch: „Einmal in einer Höhle spielen!“
Ruhrgesichter
:
Das
Genre,
in
dem
Ihr
Euch
zuhause
fühlt,
nennt
Ihr
Dunkel
Mär. Was verbirgt sich dahinter und worum geht es bei den dunklen Märchen?
Vandil
:
Es
geht
ums
Eintauchen
in
eine
andere
Welt:
Eine
Märchenwelt
–
aber
dunkler
als
in
der
Kinderzeit.
Wenn
Leute
eine
Gänsehaut
bekommen,
freuen
wir
uns.
Aber
es
geht
vor
allem
um
Heilung:
Die
Geschichten
und
die
Figuren
sind
zwar
sehr
finster.
Aber
wir
stehen
nicht
auf
der
Seite
der
Fresser
oder
des
Klauens.
Wir
sind
fasziniert
von
der
Dunkelheit.
Erkennen
sie
an,
suhlen
uns
darin
–
aber
dann
BADEN
wir
wieder
im
Licht.
Das
Dunkle
nutzen
wir
nur.
Es
geht
darum TROTZ Widerstand sein Licht zu bewahren.
Jeder
Song
ist
auf
der
ersten
Ebene
ein
dunkles
Märchen.
Meist
sehen
wir
da
einen düsteren Film. Für uns gibt es dahinter immer noch eine Botschaft, z.B.:
„Greif
die
Hand,
Schütz
dein
Licht,
denn
sie
kommen.“
(Werte:
Helfen,
Liebe, sich schützen)
„Lieber tot als ein Sklave“ (Freiheit, sich nicht gefangen nehmen lassen)
„Wir werden uns niemals beugen.“ (Trotz, Stärke, Klarheit)
Lieber VOLL LEBEN und für seine Werte sterben!
Wir
haben
gerade
einen
neuen
Song
geschrieben
–
vielleicht
könnte
folgender
Satz den Kern wiedergeben:
„Tanz mit der Dunkelheit – du bist Licht.“
Ruhrgesichter
:
Ihr
führt
Eure
Zuhörer
in
eine
finstere
Märchenwelt
und
kommt
aus
der
Liverollenspiel
–
Szene,
die
Zuordnung
zur
Mittelalter-
oder
Viking
Szene
scheint also eher nicht so zu passen: Wo verortet Ihr Euch selbst?
Vandil
:
Schwierig…
Wenn
wir
müssten:
Dark
Vikings
meets
Mad
Max.
Aber
das
gibt
es
eher
für
Außenstehende
wieder.
Vielleicht
passt
„Dark
Mystik
Folk“
am
besten. Oder direkt – Dunkel Mär!
Ruhrgesichter
: Gibt es bereits Planungen für weitere Auftritte und Projekte?
Vandil
:
Für
das
nächste
Jahr
suchen
wir
unser
6.
Bandmitglied:
Ein
Bassist!
Ansonsten
gehen
wir
nächstes
Jahr
auf
verschiedene
Events:
Annotopia,
Viking-
Mania
an
der
Ostsee
und
vieles
mehr.
Noch
einmal
können
wir
uns
die
Höhle
nicht erlauben.*lacht*
Außerdem
möchten
wir
ein
das
Video
zu
„Schrei
dein
Lied“
drehen:
Großes
Feuer,
viele wild-Bemalte tanzen um das Feuer.
***
Bevor
wir
Ruhrgesichter
uns
jedoch
weiter
Gedanken
über
künftige
Dragol
-
Auftritte machen, sind wir nun gespannt auf das Dragol Konzert in der Höhle:
Wer
durch
den
großen
Vorhang
die
Balver
Höhle
betritt,
erhält
wie
durch
einen
magischen
Schleier
Einlass
in
die
Welt
der
Dunkel
Mär.
Das
Publikum
ist
sehr
gemischt,
einige
Gewandete
sind
zugegen
und
ein
Hauch
von
Patchouli
liegt
in
der Luft....
Der
Bühnenbereich
ist
detailreich
und
dem
Anlass
angemessen
„knochig“
gestaltet
und
auf
Augenhöhe
mit
dem
Publikum.
Ein
freundlicher
Mensch,
der
nicht
zur
Band,
sondern
zur
Höhle
gehört
(und
dennoch
kein
Höhlenmensch
ist)
raunt
uns
mit
Blick
auf
die
Bühne
zu,
dass
es
hier
vor
ein
paar
tausend
Jahren
nicht viel anders ausgesehen haben dürfte…
Trotz
der
limitierten
100
Karten
und
der
größten
Kulturhöhle
Europas
wirkt
die
Höhle
zu
keinem
Zeitpunkt
wirklich
leer,
sondern
hat
selbst
Platz
zu
wirken.
Wir
erinnern
uns
an
einige
Konzerte,
die
wir
fotografieren
durften,
bei
denen
sich
das
Publikum
in
den
viel
zu
großen
Hallen
verlor;
hier,
bei
Dragol
in
der
Höhle
ist
das
anders:
Es
entsteht
tatsächlich
eine
sehr
schöne,
familiäre,
intime
Atmosphäre,
die über den ganzen Abend anhält.
Wir
erkunden
den
Getränkestand:
Es
gibt
leckeres
Grevensteiner
und
furchtbare
Brezeln,
die
wahrscheinlich
in
einem
alten
Jutesack
im
finsteren
Reich
der
Dunkel
Mär drei Monate unter nassem Stroh gelagert wurden.
Doch
dann
erklingen
die
ersten
Töne
des
Cellos
und
im
Fackelschein
beginnt
das
Konzert.
Im
archaisch
-
ruhigen
ersten
Teil
des
Abends
kann
man
stellenweise
bevor
der
Applaus
aufbrandet
eine
Stecknadel
fallen
hören,
so
dass
zwischen
den
Stücken
eine
ruhige,
intime
Atmosphäre
entsteht.
Die
Höhle
und
das
Publikum
werden
beseelt
von
der
eindringlichen
Musik
und
den
Geschichten
über
Suche
und
Flucht, Fresser und andere Gestalten.
Auf
dem
archaischen
und
wuchtigen
Schlagen
der
Trommeln
entrollt
sich
ein
Teppich
aus
Piano
und
Cello
Klängen
und
über
allem
klingen
die
Stimmen
von
Runa
und
Van.
Trotz
der
Gegensätzlichkeit
der
Stimmen
verfallen
die
beiden
zu
keinem
Zeitpunkt
in
ein
"Die
Schöne
und
das
Biest"
-
Klischee,
sondern
harmonieren
flüsternd,
grollend,
schreiend
und
singend
beeindruckend
miteinander
und
erzählen
ihre
Geschichten.
Vor
uns
steht
eine
Band,
die
mit
ihrem
neuen
Cellisten
derart
vollständig
und
komplett
klingt,
so
dass
die
Musik
ohne
ihn
schon
jetzt
undenkbar
wirkt.
Lob
auch
an
die
Trommelgarde:
Da
wird
variabel und spannend einiges an tanzbarem Druck erzeugt.
Selbst
bei
einem
auch
für
die
Musiker
besonderen
„Once
in
a
Lifetime
Konzert“
in
der
Höhle
kann
Unerwartetes
passieren:
Runas
Gitarre
fällt
zwischenzeitlich
aus,
frau
nimmt
es
jedoch
mit
Humor.
Darüber
hinaus
wird
die
Erfahrung
gemacht,
dass
heimliches
Flüstern
auf
der
Bühne
nur
halb
so
heimlich
ist,
wenn
ein
offenes
Mikro
in
der
Nähe
ist;
es
gibt
trotz
aller
Dunkelheit
auch
viel
mir
der
sympathischen Band zu lachen…
Die
Band
hat
in
der
Höhle
einige
(Sammel-)Karten
versteckt,
so
dass
sich
in
der
Pause
einige
Besucher
auf
große
Suche
begeben
und
im
Höhlendunkel
tatsächlich fündig werden.
Die
drei
Songs,
die
wegen
der
störrischen
Gitarre
im
ersten
Teil
ausfallen
mussten,
bleibt
Dragol
dem
Publikum
nicht
schuldig,
sondern
spielt
sie
nach
der
Pause
zu
Beginn
des
zweiten
Teils,
der
insgesamt
die
schnelleren
Lieder
zum
Mittanzen
enthält...
und
mitgesungen
und
getanzt
wird
reichlich
(und
rhythmisch
auf
die
Brust
geschlagen.
"Aber
auf
die
eigene",
wie
Vandil
gerade
noch
rechtzeitig ergänzt).
Nach
den
obligatorischen
Zugaben
und
einem
unterhaltsamen
musikalischen
Abschlusskreis
verhallen
die
letzten
Klänge
im
sauerländer
Felsgestein
und
ein
denkwürdiger Konzertabend findet sein Ende.
Fazit:
Dragol
zaubern
ein
großartiges
Live
–
Erlebnis
mit
ihrer
sehr
eigenständigen
Art,
Musik
zu
machen
und
Geschichten
zu
erzählen.
Aber
ach,
zwei
Herzen
schlagen
in
unserer
Brust:
Wir
wünschen
Dragol
großen
Erfolg,
aber
auch,
dass
diese
kleinen
feinen
Konzerte
ihren
Platz
behalten.
Entsprechend
empfehlen
wir
jedem
Leser,
mal
ein
Ohr
und
ein
Auge
für
Dragol
zu
riskieren,
aber pssst…, Geheimtipp…