Heilung, Myrkur und Zeal&Ardor
Live im Amphitheater Gelsenkirchen
Das
Unwichtigste
vorab:
Der
Weg
auf
den
Parkplatz
des
Amphitheaters
und
später
wieder
vom
Gelände
herunter
ist
wie
immer
ein
zeitraubender
Fahrzeugstapel,
dabei
fasst
das
Amphi
Gelsenkirchen
„nur“
maximal
6100
Besucher.
Einmal
vor
Ort,
verströmt
jedoch
bereits
der
Parkplatz
mit
seinem
Rundum
-
Sorglos
-
Kiosk
-
Imbiss
-
Büdchen
eine
wundervolle
Ruhrpottgemütlichkeit,
hier
gibt
es
je
nach
Laune
der
Bedienung
kaltes
Bier
und
warme
Pommes,
je
nach
Windrichtung
und
individueller
Gemütsverfassung
kann
das
aber
auch
schonmal
umgekehrt
sein.
„Musse
halt
durch,
wenne
noch
watt
Zeit
totzuschlagen
hass,
ne?“
wird
uns
von
einem
freundlichen
Herren
Mut
zugesprochen.
Ehrlich:
Wir
lieben
diese
Art
der
Erlebnisgastronomie.
Aber
nur
im
Pott.
Es
gibt
in
Gelsenkirchen
einen
simplen
Test
für
Pressevertreter,
um
bereits
bei
den
Warteschlangen
vor
Toröffnung
herauszufinden,
aus
welchem
Umkreis
die
Besucher
angereist
sind.
Einfach
laut
“Schalke”
rufen.
Tönt
es
lautstark
“04”
zurück,
handelt
es
sich
eher
um
lokales
Publikum.
Kommen
Gruppen
von
Menschen
auf
den
Experimentator
zu,
um
das
Gerufene
auszudiskutieren,
stammen
viele
Gäste
aus
der
Nachbarstadt
im
Norden
von
Lüdenscheid.
Herrscht
jedoch
wie
heute
betretenes
Schweigen,
so
ist
klar:
Hier
sind
von
weit
her
Fans
angereist,
teilweise
mit
Kind
und
Kegel,
um
ihre
Künstler
zu
sehen
und
Teil
des
Heilung - Rituals zu werden.
Auch
auf
dem
Amphigelände
selbst
ist
für
das
leibliche
Wohl
sehr
gut
gesorgt,
die
Lage
direkt
am
Kanal
ist
ohnehin
der
Hammer.
Es
ist
also
alles
angerichtet
für
einen
Abend
mit
Heilung,
die
als
Special
Guests
Myrkur
und
Zeal
&
Ardor
im
Gepäck haben.
Myrkur
eröffnet
den
Reigen
mit
einem
beeindruckenden
Auftritt
und
es
gilt
wieder
einmal:
Wenn
schon
zur
Kur,
dann
zu
Myrkur.
Die
stilistisch
erfrischend
offene
Myrkur
aka
Amalie
Bruun,
ist
nicht
nur
im
(Black)
Metal
verankert,
sondern
erfreute
uns
auf
dem
Riesenerfolg
„Folkgesange“
von
2020
mit
ruhigen
Klängen,
die
auf
skandinavischen
Volksweisen
beruhen.
Aufgenommen
hat
sie
das
Album,
das
sie
auch
in
großen
Teilen
auf
der
Amphibühne
zu
Gehör
bringt,
mit
tatkräftiger
Unterstützung
von
Heilung.
Unser
Favorit
bleibt
jedoch
ihr
wunderbar
verhallt-atmosphärisches
„Mausoleum“
Album
mit
den
neu
aufgenommenen
Black
Metal
Songs,
aber
leider
ist
beim
Amphi
keine
stilechte
Krypta
weit
und
breit
zu
finden
und
so
hoffen
wir
auf
den
einen
oder
anderen
favorisierten
Song
vergeblich,
auch
auf
schwarzmetallische
Klänge
wird
hier
und
heute verzichtet.
Die
Songs
von
“Folkgesange”
jedenfalls
funktionieren
in
der
reduzierten
Live
-
Besetzung
herausragend
gut
und
finden
entsprechend
begeisterte
Resonanz
beim
Publikum
im
mit
theoretisch
knapp
6000
Gästen
sehr
gut
gefüllten
Rund.
Theoretisch
deshalb,
weil
der
Einlass
es
nicht
schafft
in
rund
45
Minuten
zwischen
Toröffnung
und
Konzertbeginn
das
Publikum
vollständig
in
den
Ort
des
Geschehens
zu
lassen,
so
haben
sich
auch
gegen
Ende
des
Myrkur
Sets
die
Warteschlangen nicht aufgelöst.
Myrkur
ist
nun
nicht
dafür
bekannt,
wilde
Entertainment
Aktionen
mit
und
für
das
Publikum
zu
vollführen,
ihr
genügt
ein
typischer
Myrkur
–
Blick
ins
Publikum,
um
den
Leuten
klarzumachen,
wo
sie
gefälligst
hinzuschauen
haben.
Diese
Blicke
aus
den
tiefsten
(Un-)Tiefen
der
fabelhaften
Welt
der
Amalie
Bruun
beherrscht
die
sympathische
Dame
exklusiv.
Die
Ohren
aller
Anwesenden
richten
sich
ohnehin
naturgesetzlich in Richtung der Quelle dieser wundervollen Musik.
Fazit:
Ein
großer
Auftritt
und
der
eine
oder
andere
Fotograf
im
Bühnengraben
hat
ob
des
Gesanges
zwischenzeitlich
ein
Tränchen
im
Auge.
Und
wer
diese
gefühllosen
Fotografen-Raubeine
kennt,
der
weiß:
Ein
größeres
Lob
kann
es
für
die großartige Myrkur nebst Band heute nicht mehr geben.
Zeal
&
Ardor
überraschen
und
erfreuen
unsere
Gehörgänge
mit
einem
wilden
Genremix,
nennen
wir
es
“experimentellen
Black-Metal-Ethno-Gospel-Blues”,
der
keine
Angst
vor
gar
nichts
hat.
Der
Sound
geht
ins
Ohr,
bleibt
im
Kopf
und
hüpft
dort
begeistert
im
Kreis.
Ein
innovativer
Mix,
der
jedoch
nicht
nur
althergebrachtes
wild
zusammenwürfelt,
sondern
daraus
tatsächlich
neues
formt
und
die
Puzzleteile
passgenau
ineinanderfügt,
an
Stellen,
an
denen
dies
noch
kein
Musiker
versucht
hat
oder
überhaupt
wusste,
dass
diese
Elemente
harmonisch
zusammengehen
können.
Mastermind
des
aus
der
Schweiz
stammenden
Projektes
Zeal
&
Ardor
ist
der
Sänger
und
Gitarrist
Manuel
Gagneux,
neben
ihm
stehen
seine
Mitstreiter
Tiziano
Volante
an
der
Axt,
Lukas
Kurmann
am
Bass,
Denis
Wagner
und
Marc
Obrist
singen
ebenfalls
nach
Leibeskräften
und
der
Trommler
der
Combo
ist
Marco
von
Allmen.
Die
Bühne
ist
also
ziemlich
voll;
was
aus
der
PA
quillt,
ist
Bombast
von
höchster
Güte
und
rein
musikalisch
gesehen
das
technisch
anspruchsvollste,
was
dieser
Abend
zu
bieten
hat.
Dementsprechend
positiv
fällt
auch
der
Applaus
des
Publikums
aus.
Wer
die
Band noch nicht kennt: Klarmachen zum Ändern!
Positiv
bleibt
anzumerken,
dasss
es
an
diesem
Konzertabend
nur
einmal
regnet.
Negativ
ist,
dass
es
bei
Zeal
&
Ardor
anfängt
und
danach
nicht
wieder
aufhört.
Die
gute
Stimmung
zerstören
die
Wettergötter
dadurch
jedoch
nicht,
auch
wenn
im
Heilung
-
Bühnenbild
der
Hain
sturmbedingt
etwas
gelichtet
werden
muss.
Das
Publikum
rüstet
sich
mit
den
klugerweise
an
den
Getränkeständen
feilgebotenen
Regenponchos
aus
und
freut
sich,
denn
nun
wird
es
Zeit
für
die
„amplified
history
from
early
medieval
northern
europe“,
die
Heilung
den
Augen,
Ohren,
Nasen
und
den
bei
den
meisten
im
Publikum
noch
in
unterschiedlichen
Reinheitsgraden vorhandenen Seelen darbieten.
Als
Kai
Uwe
Faust,
Christopher
Juul,
Maria
Franz
und
ihre
wilde
Krieger–Horde*
(*
=
GKM™
=
generisches
Krieger
–
Maskulinum™)
zur
Opening
Ceremony
die
Bühne
betreten,
wird
es
so
still,
dass
man
dem
aus
der
Räucherschale
aufsteigenden Rauch beim Rauchen zuhören kann. The magic is in the Amphi.
Das
Publikum
bleibt
beim
Heilung
-
Ritual
im
Wesentlichen
magischer
Zaungast,
wird
nicht
aktiv
integriert,
sondern
jeder
muss
-sofern
er
denn
kann-
seinen
eigenen
Zugang
finden
oder
nach
Wahl
einfach
nur
einen
Heidenspaß
am
Bühnentreiben
und
den
wuchtigen
Klängen
haben,
im
Sommerregen
tanzen,
Wolfgeheul anstimmen oder still in der Energie schwelgen.
Im
Kreis
und
in
der
Stille
stehend,
erinnert
Heilung
bei
der
Opening
Ceremony
an
die
Bruderschaft
der
Menschen,
der
Kreaturen
und
der
Natur.
Wir
Ruhrgesichter
genießen
und
überlassen
die
inhaltliche
Auseinandersetzung
mit
dem
Konzept
hinter
Heilung
&
Co.
Thomas
Lückwerth
in
seinem
lang
erwarteten
Buch
"Totenschiff
und
Schlangensaal
-
Eine
Reise
zu
den
Kultstätten
der
Bronze-
und
Eisenzeit
Nordeuropas",
das
im
September
erscheinen
wird
und
vielleicht
für
den
einen oder anderen Heilung - Hörer lohnende Reiseziele enthält.
Auf
minimalistischen
Sample
–
Klangteppichen
erhebt
sich
der
typische
Heilung
–
Sound
aus
viel
tanzbarer
Trommelei,
einigen
alten
Saiteninstrumenten,
dem
Einsatz
des
vielstimmigen
Rhythmus
-
Gesangs,
tiefem
Kehlgesang
und
der
hellen,
aber
kraftvollen
Stimme
von
Maria
Franz.
Das
Ganze
türmt
sich
auf
zu
vielstimmigen
Bombast
und
trägt
bei
aller
musikalischen
Schlichtheit,
die
bei
Heilung etwas durch und durch positives darstellt, über den gesamten Abend.
Es
handelt
sich
an
diesem
Abend
in
Gelsenkirchen
jedoch
nicht
(nur)
um
eine
musikalische
Geschichtsshow
mit
alten
Instrumenten,
viel
Nebel
und
spekulativem
Nordmann-Folk,
sondern
die
Konzertatmosphäre
wird
spirituell
aufgeladen
und
zu
einem
intensiven
Erlebnis;
ob
das
nun
tatsächlich
wie
angekündigt
„immersiv“
ist
oder
dies
nur
ein
Marketinghohlwort
bleibt,
muss
freilich jeder Besucher selbst entscheiden.
Optisch
erinnert
das
ganze
Unterfangen
an
ein
oft
reichlich
martialisches
heidnisches
Mysterienspiel
mit
vielen
eindrücklich
dargestellten
mystischen
und
mythischen Bildern.
Der
Auftritt
in
Gelsenkirchen
gelingt
beeindruckend
schön
mit
einer
einzigartigen
Ritual
-
Performance,
die
wir
so
noch
nicht
sehen
und
hören
durften
seit
der
Eisenzeit
oder
zumindest
seit
dem
letzten
Heilung
Konzert.
Heilung
sind
jederzeit
in
der
Lage,
eine
spannende,
wuchtige
„zauberhafte“
musikalische
Energie
zu
erzeugen
und
definitiv
etwas
fürs
(Heiden-)Auge,
die
Götter
nahezu
aller
Welten
sind
sicher
erfreut,
so
auch
wir:
Danke
für
einen
kurzweiligen,
spannenden
und
bunten Abend im Götterwald zu Gelsenkirchen.