Jochen Malmsheimer
Heimspiel beim Zeltfestival Ruhr
Obwohl
man
sich
sehr
viel
Mühe
gemacht
hatte,
den
Eingang
von
Zelt
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gut
zu
verstecken, gelang es doch allen Zuschauern pünktlich ins Zelt zu schlüpfen.
Dass
der
Titel
des
aktuellen
Programms
auf
ein
Zitat
von
Simon
Bolivar
zurückgehe,
der
lange
mit
Jean
Paul
Sartre
zusammenlebte,
ist
eine
typische
malmsheimersche
Verknotung,
auch
wenn
er
sich
plötzlich
nicht
mehr
ganz
sicher
zu
sein
scheint,
ob
es
nicht
doch
eher
Simone
Signoret
war
(die
immerhin
mit
Sartre
Sahnetorte
teilte,
wenn
auch
nicht
wie
Simone
de
Beauvoir
noch
das
Bett
dazu).
„Zudem
geht
es,
neben
allerlei
Absonderlichkeiten
mehr,
um
den
Fundamentalirrtum
Radfahren,
die
Seltenheit
von
Kunst,
ihre
rätselhafte
Beziehung
zum
Mond
und
andere
große
und
mittelgroße
Fragen,
und
zwar
sehr
rigoros.“
Soweit
die
Ankündigung
des
Wortverknoters
und
Sprachverwicklers
mit
der
Grizzly
-
Donnerstimme,
der
unter
dem
Applaus
der
Zuschauer
beim
Zeltfestival
seinen
„Leseplatz“
bezog,
den
er
im
Laufe
des
Abends
nur
noch
zur
Pause verließ.
Um
nun
aber
direkt
im
egomanischen
Selbstbezug
rumzuheulen
und
vom
Künstler
abzulenken:
Wir
Kritiker
haben
es
nicht
leicht.
Es
ist
bei
Konzertkritiken
schon
einigermaßen
schwer,
den
armen
Menschen,
die
nicht
live
zugegen
waren
mitzuteilen,
wie
es
war.
Immerhin
kommt
kein
Kritiker
in
die
Versuchung,
seinen
Lesern
etwas
vom
Konzertabend
vorzusingen.
Das
ist
bei
Auftritten
von
Komödianten,
Kabarettisten
und
Kavalleristen
leider
anders,
kaum
eine
Programmkritik
kommt
ohne
den
journalistisch
untauglichen
Versuch
aus,
witzig
zu
sein
oder
-noch
schlimmer-
aus
der
Erinnerung
nacherzählte
Lustigkeiten
aus
dem
Programm
zu
verwursten.
Auch
unser
Beitrag
schafft
das
nicht.
Das
ist
einigermaßen
furchtbar.
Offenbar
ist
Jochen
Malmsheimer
jedoch
einer,
der
viel
ertragen
kann.
Und
wenn
nicht,
hätten
wir
volles
Verständnis
dafür,
wenn
er
eines
Abends
vor
unserer
Tür
steht,
um
uns
die
Ohren
links
und
rechts
langzuziehen.
Von
Bochum
aus
kann
er
das
auch
mit
dem
Fahrrad
schaffen.
Und
an
den
Freuden
des
Radfahrens
arbeitet
er
sich
im
ersten
Teil
seines
Programms
ausgiebig
ab.
Nebenbei
enthüllte
er
die
Geheimnisse
des
Fledermausverspeisens,
die
Ursprünge
der
Seuche
und
fand
heraus,
dass
kurz
nach
dem
Stich
explodierende Mücken ein Indikator für hohen Blutdruck sind.
Nach
mehr
als
25
Jahren
Bühnenkarriere
weiß
der
vielfach
mit
Preisen
ausgezeichnete
„Berserker
des
Wortes“
Malmsheimer,
wie
er
sein
Publikum
durch
sein
Programm
führt,
ohne
dass
es
vor
Dauerlachen
und
Sprachverwirrung
Ermüdungserscheinungen
im
Kleinhirn
gibt.
Tatsächlich
folgt
ihm
das
Publikum
überall
hin,
selbst
in
die
abgelegensten
Winkel
malmsheimerscher
Phantasie
(und
das
ist
oftmals
ein
sehr
langer
und
niemals
gradliniger
Weg
dorthin)
und
dort
wird
dann
hemmungslos
gelacht,
so
dass
manch
einer
im
Publikum
nach
Luft
schnappend
„Erbarmen!“
rufen
möchte,
so
komisch
ist
das,
bis
zur
Zwerchfellreizung und darüber hinaus.
Doch
Erbarmen
mit
seinem
Publikum
ist
Malmsheimer
Sache
auch
im
zweiten
Teil
des
Abends
nach
einer
kleinen
Verschnaufpause
nicht,
wenn
er
berichtet,
wie
er
seinem Gesamtwerk im Krankenhaus begegnete.
Malmsheimer
schafft
es
bei
seinem
ZfR
Gastspiel
wieder
einmal,
Schenkelklopfer
–
Quatsch
mit
Gedankentiefe
und
Gedankenfülle
zu
kombinieren,
selbst
seine
eigenen
Überzeugungen
fast
immer
anspruchsvoll,
aber
stets
witzig
zu
umwickeln
und
dem
geneigten
Hörern
darzureichen.
Das
so
geschmackvoll
Gebotene
kann
dann
sogar
munden,
wenn
die
umwickelte
Meinung
selbst
eigentlich
nicht
gefällt.
Sehr
stark,
dass
können
nur
wenige.
Wir
hätten
fast
gesagt: Das kann sonst niemand. Aber wir kennen ja nicht jeden.
Die
kleinsten
Profanitäten
werden
von
Malmsheimer
aufgespießt,
genüsslich
zerlegt
und
neu
wieder
zusammengeschraubt.
Das
Ganze
mit
geballter
Wut,
schelmischer
Freude
oder
in
wildem
Tempo
vorgesteppt.
Wir
werden
gelegentlich
Malmsheimers
Frau
und
Kinder
interviewen
müssen,
denn
der
Mann
kann
unmöglich
daheim
völlig
anders
sein
als
auf
der
Bühne.
Wir
fühlen
mit
seinem
Umfeld
und
freuen
uns,
dass
dieser
Sprach-Bär
uns
so
viel
Spaß
macht,
wenn
auch erfreulicherweise nicht 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche…
Der
Thekenphilosoph
ist
nicht
nur
wortgewandt,
sondern
auch
sprachbegabt;
Lautstärke,
Aussprache,
Sprechrhythmus
und
Tonhöhe
sind
die
Werkzeuge
neben
den
Inhalten,
die
dafür
sorgen,
dass
Malmsheimer
kein
einziger
Besucher
beim
Zeltfestival abhandenkommt und mit Kopfschmerzen abschaltet.
Das
Publikum
strömt
nach
rund
zwei
unterhaltsamen
Stunden
mit
dem
irischen
Segen
Malmsheimers
glücklich
in
die
Nacht
hinaus:
Der
nahende
Schlaf
dürfte
beim
einen
oder
anderen
bis
zum
Morgenwecker
einiges
zu
tun
haben,
die
Hirnbeulen aus dem Sprachzentrum zu bügeln.
Fazit:
Ein
spannender,
entspannender
Abend,
der
den
Schädel
bis
zur
Überfülle
mit
schrägen
Gedankenkonstruktionen
vollpresst
uns
gleichzeitig
den
Kopf
freimacht.
Wir
werden
uns
jedenfalls
ein
paar
Tage
krankmelden
müssen,
um
den Lachmuskelkater auszukurieren.
Wir
machen
also
artig
einen
Knicks
und
sagen:
Danke
für
den
schönen
Abend,
Jochen Malmsheimer.