RuhrGesichter Im Odysseum in Köln öffnete eine einzigartige Ausstellung über den großen ägyptischen Herrscher Ramses II. ihre Pforten. Zu sehen sind mehr als 180 Originalartefakte; im Zentrum der der Ausstellung steht der Sarkophag des Pharaos.

RAMSES                                                                    

& das Gold der Pharaonen

Wir    Ruhrgesichter    durften    bereits    vor    der    Eröffnung    das    Portal    zum    Alten Ägypten   durchschreiten   und   begaben   uns   auf   eine   Zeitreise   durch   3000   Jahre     Geschichte,   um   den   legendären   Pharao   Ramses   II   als   Herrscher,   Baumeister, Kriegsherr, Friedensstifter und Familienmensch kennenzulernen. Das    Odysseum    ist    für    derlei    Ausstellungen    der    perfekte    Rahmen:    Mit    guter Verkehrsanbindung,   Haltestelle   vor   der   Tür   und   eigener   Tiefgarage   kann   der Ausstellungsbesuch    entspannt    starten.    Bei    der    Präsentation    der    reisenden Original    –    Artefakte    hat    man    auf    größere    Experimente    verzichtet    und    auf bewährtes     zurückgegriffen:     Nach     dem     Einlass     werden     die     Besucher     in überschaubaren    Gruppen    mit    einem    kleinen    Film    auf    die    Reise    durch    die Jahrtausende    eingestimmt,    bevor    die    Exponate    in    Augenschein    genommen werden     können:     Tiermumien,     Schmuckstücke,     Masken,     Amulette     und Grabschätze erzählen von ihren Trägern und deren Schicksal. Besucher,   die   sich   ausreichend   Zeit   nehmen,   die   Begleittexte   an   den   Vitrinen   zu lesen   (oder   den   Multimedia   Guide   auf   dem   Ohr   haben)   und   die   Stücke   ausgiebig zu   betrachten,   erfahren   viele   spannende   Fakten.   Sie   kommen   darüber   hinaus aber   auch   der   Familie   von   Ramses   so   nah,   wie   es   eben   geht   angesichts   eines trennenden, 3000 Jahre umspannenden Abgrundes voller Sahara - Sand. Höhepunkt   der   Ausstellung   ist   der   Sarg   von   Ramses   II.,   ein   aus   Zedernholz gefertigtes   Meisterwerk,   dem   man   sein   Alter   nicht   ansieht   (Der   Verfasser   dieser Zeilen    besitzt    einen    Schrank    eines    schwedischen    Möbelhauses,    der    deutlich antiker   anmutet   als   dieser   dreitausend   Jahre   alte   Sarg).   Hinter   diesem   Sarg   zeigt ein   Bildschirm   das   rekonstruierte   Gesicht   des   Königs:   Als   junger   Mann,   der   den Thron   seines   Vaters   Sethos   I.   bestieg;   als   unerbittlichen   Krieger,   erfahrenen Politiker,   beispiellosen   Bauherrn,   der   in   ganz   Ägypten   seine   Spuren   hinterließ,   als dankbaren    Sohn    seiner    Mutter    Königin    Tuja,    die    er    zeitlebens    verehrte,    als liebevollen   Ehemann,   freundlichen   Vater,   Verehrer   des   Gottes   Amun,   als   alten Mann und schließlich als Mumie. Die   Abfolge   der   Artefakte   folgt   in   einer   klugen   Ausstellungs-Dramaturgie   mit kleinen   „Zwischenhighlights“   bis   zum   Zedernholzsarg   des   Pharaos;   angenehm   ist auch,    dass    zwar    in    einigen    Räumen    mit    angemessener    Hintergrundmusik gearbeitet     wird,     die     jedoch     nicht     die     gesamte     Ausstellung     akustisch überschwemmt,   wie   dereinst   der   Nil   seine   Ufer.   Die   Räume   sind   in   Ausstattung und   Lichtführung   so   perfekt   auf   die   Präsentation   der   Artefakte   zugeschnitten, dass   alles   außer   den   Ausstellungsstücken   im   Hintergrund   in   tiefem   blauschwarz verschwindet. Ganz    stark    ist    auch    die    multimediale    Installation    zur    großen    Schlacht    von Kadesch.      Da      die      Ausstellungsmacher      nebst      Kurator      Zahi      Hawass naheliegenderweise   eher   im   „Team   Ramses“   und   nicht   so   sehr   im   „Team   Hethiter“ sind,   sei   dem   interessierten   Besucher   eine   weitergehende   Beschäftigung   mit   der Schlacht    empfohlen,    ist    sie    doch    ein    beredtes    Beispiel    dafür,    dass    die Geschichtsbücher   (oder   in   diesem   Fall   unter   anderem   die   Tempelreliefs)   zwar eigentlich   immer   von   Siegern   geschrieben   werden,   dass   aber   auch   eine   mögliche Niederlage   oder   ein   Unentschieden   durch   geschickte   Informationspolitik   zu   einer Heldengeschichte   epochalen   Ausmaßes   „umerzählt“   werden   kann   und   wie   diese Legende dann dreitausend Jahre überdauert. Dafür,   dass   die   Schlacht   von   Kadesch   eben   kein   ruhmreicher   Sieg   war,   sondern maximal   ein   Unentschieden,   spricht   auch,   dass   unmittelbar   nach   der   Schlacht   die Städte   an   der   Küste   Syriens   und   Palästinas   die   Schwächephase   des   Pharaos ausnutzen   wollten   und   sich   gegen   ihn   erhoben.   Und   wie   beim   Fußball   geschieht bei   einem   Unentschieden   das   Geschichtsentscheidende   oft   in   der   Nachspielzeit: Der   Mehrfrontenkrieg   der   Ägypter   und   der   Hethiter   führte   zu   der   Erkenntnis, dass   ein   dauerhafter   Frieden   im   Interesse   beider   Konfliktparteien   war.   So   kehrte man   schließlich   nach   Kadesch   zurück   und   schloss   den   weltweit   ersten   schriftlich fixierten     Friedensvertrag     über     dauerhaften     Frieden,     ewige     Freundschaft, territoriale   Integrität   und   gegenseitige   Hilfe.   Der   Vertrag   wurde   unter   anderem im   Ramesseum   und   im   Amun-Tempel   in   Karnak   eingraviert   und   machte   Ramses II.   nicht   nur   zum   Kriegsherrn,   sondern   auch   zum   Friedensstifter.   Eine   Kopie   des Vertragstextes befindet sich heute im UNO-Gebäude in New York. Ramses   II.   starb   im   Alter   von   über   neunzig   Jahren   nach   einer   Regierungszeit   von 67   Jahren.   Dass   sein   Andenken   und   seine   Spuren   in   der   Geschichte   auch   über seine   Bauwerke   hinaus   lebendig   bleiben,   dazu   tragen   wundervolle   Ausstellungen wie RAMSES & Das Gold der Pharaonen in beeindruckender Weise bei. Am    Ende    des    Ausstellungsbesuches    sollte    sich    kein    Besucher    die    rund fünfzehnminütige   VR-Tour   in   speziellen,   -auf   die   Reise   abgestimmt-   beweglichen Sesseln   durch   Abu   Simbel   und   Nefertaris   Grabstätte   entgehen   lassen;   das   ist   als 360°   Erlebnis   beeindruckend   gut   gemacht.   Die   Anleihen   beim   Hollywood   Film „Die   Mumie“   könnten   dem   einen   oder   anderen   Hobbyägyptologen   unter   den Besuchern   mit   ihrem   Gruselkitsch   ein   bisschen   am   Thema   vorbei   sein,   werden aber   den   jüngeren   Besuchern   ab   8   Jahren   sowie   Kindsköpfen   wie   unserem zeitreisenden Redakteur vor Ort viel Spaß machen. FAZIT:   Der   Besuch   von   RAMSES   &   das   Gold   der   Pharaonen   ist   ein   großartiges, lehrreiches     und     spannendes     Museumserlebnis,     das     wir     uneingeschränkt empfehlen können.  Alle      tagesaktuellen      Informationen      zum      Besuch      finden      sich      unter www.ramsesausstellung.de ;   Tickets   sind   dort   ebenfalls   vorab   zu   buchen.   Die Ausstellung   ist   von   Dienstag   bis   Sonntag      ab   10   Uhr   geöffnet,   geschlossen   wird unter   der   Woche   um   18   Uhr,   an   Wochenende,   Feiertagen   und   in   den   Ferien   um 20   Uhr.   Der   Eintritt   kostet   für   Kinder   ab   16.-   €   und   für   Erwachsene   ab   22.-   €.   Die buchbaren   Zeitslots   beziehen   sich   ausschließlich   auf   die   Einlasszeiten,   um   zu hohes   Besucheraufkommen   zu   vermeiden;   nach   dem   Einlass   gibt   es   aber   kein Zeitlimit;   als   Besuchszeit   sollten   aber   rund   90   Minuten   eingeplant   werden.   Am Ende    der    Ausstellung    findet    sich    der    Ausstellungsshop,    in    dem    man    seine restlichen   Taler   in   Bücher,   Kunstharzfiguren,   Schmuck   und   Stofftiere   investieren kann.