RuhrGesichter

Ein Gespräch mit Lena Vedder,

Diagonalspielerin beim RC Sorpesee in

der 2. Volleyball Bundesliga über

Disziplin, Teamspirit und ein Leben rund

um den Sport.

Ich      bin      aus      Versehen      beim      Volleyball      gelandet. Ausgerechnet   ich.   Der   Fußballfan.   Beim   Damen   Volleyball. Ob   ich   davon   Ahnung   habe?   Also   von   Volleyball   jetzt.   Und wie ich da nun wieder hingekommen bin? Nun,     ich     hatte     eigentlich     einen     kleinen     abendlichen Fototermin in Sundern. Mitten im Sauerland am Sorpesee.

„Man kann nicht alleine                             

gut sein im Volleyball.“

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Kennt   man   doch.   Leider   stand   das   Motiv   meiner   fotografischen   Bemühungen   im   Stau   und sah   sich   nach   der   mutmaßlich   spätabendlichen   Ankunft   eher      unter   der   Bettdecke   im Hotel,   denn   vor   meiner   Kamera      und   bat   um   eine   lichtbildnerische   Gnadenfrist   bis   zum Folgetag. Wohin also nun mit dem angefangenen Abend? In   der   ortsansässigen   Frittenbraterei   mit   dem   goldengebogenen   „M“   hörte   ich,   dass   der Ruderclub   Sorpesee   auch   Volleyball   spielen   könne   und   dies   just   an   diesem   Abend   in   der   2. Volleyballbundesliga   auch   unter   Beweis   stellen   würde.   Über   die   volleyballpritschenden Ruderclubberinnen   war   ich   Wochen   zuvor   schon   einmal   bei   Facebook   gestolpert;   also   die Fritten    unter    den    Arm,    rein    ins    Auto    und    hin    zur    gut    versteckten    Sporthalle    im Schulzentrum   Sundern,   dem   pulsierenden   Herzen   des   sauerländischen   Volleyballsports und    mitten    hinein    in    den    Hexenkessel    des    gefürchteten    leidenschaftlich-köchelnden sauerländischen Temperamentvulkans. Satte   500   Zuschauer   hatten   erfolgreich   die   Halle   gesucht   und   fanden   sich   nach   Punkten flehend    und    jeden    gelungenen    Angriff    bejubelnd    wieder    in    einer    actiongeladenen hollywoodreifen   Spieldramaturgie,   leider   eher   mit   einem   Arthousefilm-Finale,   weil   ohne Happy End für den Ruderclub. Volleyball    auf    diesem    Niveau    ist    konzertierte    Dynamik,    konzentrierte    Strategie    und gnadenlos komprimierte Spannung; außerdem gibt es Käsebrötchen für einen Euro. Der   Autor   dieser   Zeilen   saß,   schrie   und   jubelte   neben   einem   eifrig   das   Spielgeschehen fotografierenden    Herrn,    der    mit    einem    Blick    auf    mein    Smartphone    etwas    irritiert registrierte,   dass   ich   mir,   wie   dazumals   in   der   Abiklausur   spickend,   während   des   Spiels   die Regeln     dieses     von     mir     zuvor     gnadenlos     unterschätzten     Sports     auf     Wikipedia ( https://de.wikipedia.org/wiki/Volleyball )   erstmals   in   meinem   langen   Leben   zu   Gemüte führte.   Spätestens   jetzt   sollte   klar   sein,   dass   der   Leser   es   hier   mit   einem   ausgewiesenen Kenner    der    volleyballerischen    Materie    zu    tun    hat:    Von    Abseits    über    Bully    bis Siebenmeterwurf   ist   mir   nichts   fremd,   so   dass   in   mir   der   spontane   Entschluss   Wurzeln schlug   „mal   irgendwann   einen   Ruhrgesichter   Beitrag   über   Volleyball   zu   machen“.   Ertappt schob   ich   mein   Smartphone   unter   das   Spieltagsmagazin,   von   dessen   Titelseite   mir   eine der   Spielerinnen   wie   nach   hundert   Siegen   entgegen   strahlte   und   begann   ein   Gespräch   mit dem   Herrn   neben   mir:   „Und…   fotografieren   Sie   für   eine   Zeitung?“   „Nein,   meine   Tochter spielt   mit.“   „Ach,   welche   Spielerin   ist   es   denn?“   Daraufhin   tippte   er   auf   das   strahlende Lachen    auf    der    Titelseite    des    Spieltagsmagazins    und    hatte    Sekunden    später    meine Visitenkarte in der Hand und eine Interviewanfrage für die Spielerin im Ohr. Nur   wenig   später   traf   ich   Lena   Vedder   zum   Interview   bei   einem   großen   „Toffee   Nut   Latte mit   Sahne“   (knapp   600   kcal,   wenn   man’s   vertragen   kann   :-))   bei   Starbucks   und   wir sprachen über ihren tollen Sport und ein Leben, in dessen Mitte der Volleyball fliegt. RG:   Schön,   dass   es   so   schnell   geklappt   hat   mit   unserem   Interview.   Wie   lange   spielst   du schon Volleyball? L:    Ich    habe    vor    ungefähr    11    Jahren    angefangen.    Vorher    habe    ich    getanzt    und Leichtathletik    gemacht    und    dann    bin    ich    über    die    Schwester    meiner    Freundin    zum Volleyball gekommen. RG: Wie alt bist du jetzt? L:   Ich   bin   jetzt   20   und   liege   damit   so   ziemlich   in   der   Mitte,   unsere   jüngste   Spielerin   ist   im Sommer 16 geworden. RG: Was machst du, wenn gerade kein Volleyball in der Nähe ist? Du studierst? L:   Genau,   ich   studiere   Chemieingenieurwesen.   Ich   möchte   später   gerne   entweder   in   die Pharma- oder Lebensmittelindustrie. RG:   Das   heißt   in   der   Lebensmittelindustrie   bist   du   dann   später   verantwortlich   für   die ganzen Zusatzstoffe im Starbucks Kaffee? L:    Jein,    ich    bin    dann    eher    diejenige,    die    sowohl    mit    dem    Chemiker    und    dem Maschinenbauer   zusammenarbeitet   und   quasi   die   Entwicklungen   des   Chemikers   mit   dem Maschinenbauer zusammen massenproduktionstauglich macht. RG:   Bleibt   denn   neben   deinem   Studium   ausreichend   Zeit   für   deinen   Sport   oder   ist   das   die klassische stressige Doppelbelastung? L:   Teilweise   ist   es   schon   stressig,   ich   führe   nicht   das   Studentenleben   aus   dem   Klischee,   da habe    ich    dann    einfach    die    Zeit    nicht    und    muss    mir    das    alles    gut    einteilen    mit Auswärtsspielen   oder   auch   mal   Doppelspieltagen.   Vor   der   Saison   trainieren   wir   vier   Mal,   in der Saison drei Mal pro Woche. Da braucht man schon etwas Disziplin. RG: Bleibt zwischen Uni und Sporthalle noch etwas Raum für einen Freund und Freizeit? L: Klar, es bleibt aber auch noch Zeit für meine Freunde. Vergeben bin ich nicht. RG:    Das    bedeutet,    unsere    männlichen    Leser    können    sich    zwar    Hoffnungen    machen, werden aber voraussichtlich den Konkurrenzkampf gegen den Volleyballsport verlieren? L: Genau, keine Chance (lacht). RG: Zurück zum Volleyball: Kann man damit Geld verdienen? L:   Mit   dem   Volleyball   verdient   man   meist   erst   in   der   1.   Liga   wirklich   Geld   und   selbst   die jungen    Spielerinnen    in    der    ersten    Liga    studieren    meist    noch    nebenher.    Nur    die    aus anderen Ländern zugekauften Spielerinnen und die „älteren“ sind richtige Profis. RG: Das heißt für das Schloss am Meer wird es also wahrscheinlich nicht reichen? L:   Wenn   man   ein   bisschen   mehr   verdienen   will,   muss   man   ins   Ausland   gehen,   Italien   oder Türkei   sind   relativ   groß.   Für   das   Schloss   wird   das   aber   auch   nicht   reichen   und   es   ist   auch nicht so, dass man nicht mehr arbeiten müsste, wenn die Karriere vorbei ist. RG: Volleyball ist in der Türkei bekannter als in Deutschland? L: Ja, das Medieninteresse ist viel höher, es wird im Fernsehen viel mehr berichtet. RG:   Volleyball   hat   es   in   Deutschland   ja   nicht   wirklich   leicht,   in   den   Medien   spielt   Volleyball eher eine untergeordnete Rolle. L: Ich finde das schade, denn Volleyball ist wirklich sehr attraktiv anzuschauen. RG: Das stimmt. Welche Position spielst du beim RCS? L:   Diagonale,   das   ist   die   Hauptangreiferin.   Ich   muss   natürlich   alles   machen:   Aufschlagen, angreifen,   blocken,   abwehren;   insgesamt   muss   ich   mich   aber   zum   Beispiel   wenn   die andere   Mannschaft   aufschlägt   nicht   auf   die   Annahme   konzentrieren,   sondern   kann   mich direkt auf den Angriff einstellen. RG:   Könnt   ihr   problemlos   auch   auf   anderen   Positionen   eingesetzt   werden   oder   seid   ihr   auf diesem Niveau alle Spezialistinnen? L:   Das   kommt   sehr   auf   die   Spielerin   an.   Jede   Position   ist   schon   sehr   eigen,   aber   eine Annahme   Außen   kann   sehr   gut   auch   eine   Diagonale   sein,   da   sie   zum   Angriff   gehört,   nur noch   zusätzlich   annehmen   muss.   Als   wir   noch   in   der   Regionalliga   gespielt   haben,   war   ich beispielsweise noch Annahme Außen. Die   Zuspielerin   ist   schwer   woanders   einzusetzen,   da   das   schon   ein   Element   für   sich   ist;   da muss   man   eine   sehr   gute   Pritschtechnik   und   eine   große   Spielübersicht   haben   und   immer die   beste   Lösung   finden.   Sie   muss   von   den   Angreiferinnen   wissen,   wie   die   Bälle   am   besten kommen müssen, schnell oder langsam, höher oder tiefer. Die   Libera,   die   die   Spezialistin   für   die   Annahme   und   Abwehr   ist,   kann   unter   Umständen auch   Annahme-Außen   spielen.   Unsere   Mannschaftskapitänin   zeigt   zum   Beispiel   immer wieder   wie   variabel   sie   einsetzbar   ist,   da   sie   in   jedem   Spiel   aufs   Neue   ihr   Können   in   allen Spielelementen beweist, egal wo sie grade auf dem Feld steht. RG: Wie lange spielst du jetzt beim RCS? L:   Beim   RC   Sorpesee   spiele   ich   jetzt   die   5.   Saison,   bin   also   mit   15   Jahren   gewechselt.   In der   ersten   Saison   sind   wir   in   die   Oberliga   abgestiegen,   dann   sind   wir   direkt   wieder aufgestiegen   in   die   Regionalliga   und   haben   dann   den   Durchmarsch   gemacht   durch   die   3. Liga in die 2. Bundesliga. RG: Warum bist du damals zum RCS gewechselt? L:    Ich    habe    damals    noch    mit    Neheim    Landesliga    gespielt    und    ein    Angebot    für    ein Sportinternat   in   Münster   bekommen.   Da   habe   ich   mich   entschlossen,   mehr   auf   Leistung   zu gehen   in   einer   höheren   Liga,   um   zu   sehen   was   ich   erreichen   kann.   Neheim   und   Sorpesee waren   eigentlich   Erzrivalen,   das   waren   immer   die   heißesten   Spiele.   Eine   Spielerin   vom   RCS hat   damals   bei   uns   in   Neheim   in   der   Jugendmannschaft   gespielt,   da   Sorpesse   zu   der   Zeit keine   U   20   hatte.   Das   Internat   war   dann   doch   nicht   das   Richtige   für   mich.   Da   ich   trotzdem in einer höheren Liga spielen wollte, war Sorpesee dann einfach naheliegend. RG:   Wenn   man   dir   beim   Volleyball   spielen   zuschaut,   sieht   man   deine   totale   Begeisterung für   das   Spiel   und   du   strahlst   aus,   dass   es   in   dem   Moment   keinen   schöneren   Ort   auf   der Welt gibt als das Volleyballfeld. Warum ist Volleyball die geilste Sportart der Welt? L:   Volleyball   ist   total   komplex,   es   ist   eine   richtige   Teamsportart   und   man   muss   es   einfach draufhaben   (lacht).   Beim   Volleyball   kannst   Du   nur   gut   sein,   wenn   Du   als   Team   gut   agierst. Man   ist   in   jedem   Spiel   auf   die   Mannschaft   angewiesen.   Ich   kann   keinen   guten   Angriff spielen   ohne   vorherige   Annahme   und   gut   kommendes   Zuspiel.   Die   Unterstützung   kommt auch von der Bank, man feuert sich gegenseitig an, das macht einfach total viel Spaß. RG:    Ich    habe    noch    nie    eine    Sportart    gesehen,    bei    der    die    Spieler    sich    so    häufig abklatschen, aufmuntern und anfeuern. L:   Das   stimmt.   In   den   Jugendmannschaften   bringt   man   dann   noch   mehr   Sprüche   und singt   irgendwelche   Lieder.   Bei   uns   ist   das   von   der   Lautstärke   her   etwas   weniger,   aber dafür   oft   intensiver,   wenn   wir   uns   unterstützen   und   aufbauen.   Außerdem   ist   es   bei   uns   in der Halle ohnehin immer sehr laut, wir haben ja eine Hammerkulisse. RG:   Du   wirst   vom   Co   Trainer   Commander   genannt.   Liegt   das   daran,   dass   du   gerne   die Befehlsgewalt an Dich reißt :-)? L:   Nein.   Ich   habe   mal   mit   anderen   aus   der   Mannschaft   ein   Beachvolleyball   Turnier   bei   der Bundeswehr   gespielt.   Das   haben   wir   gewonnen   und   durften   mit   der   Bundeswehr   -   Transall nach Sardinien fliegen. Seitdem sagt unser Co Trainer Commander zu mir. RG:   Als   du   zum   RCS   gekommen   bist,   seid   ihr   ja   abgestiegen,   was   sicherlich   nicht   an   dir lag   und   dann   von   der   5.   Liga   in   die   2.   Liga   durchmarschiert,   was   sicherlich   auch   an   dir   lag :-).   Gab   es   dafür   einen   Masterplan   oder   habt   Ihr   euch   nach   jeder   Saison   selbst   staunend gefragt, wie das passieren konnte? L:   Es   gab   auf   jeden   Fall   keinen   Masterplan.   In   der   Oberliga   haben   wir   kein   einziges   Spiel verloren   und   auch   in   der   Regionalliga   eine   überragende   Saison   gespielt.   Die   3.   Liga   war dann    natürlich    ein    Traum,    vor    dem    wir    alle    einen    Mörderrespekt    hatten    und    den Klassenerhalt als Ziel ausgegeben haben. In   der   3.   Liga   haben   wir   dann   auch   deutlich   den   Unterschied   zur   Regionalliga   gemerkt;   es ging   gar   nichts   mehr   unter   einhundert   Prozent,   man   musste   in   jedem   Spiel   alles   geben und   an   die   Grenze   gehen.   Das   wurde   uns   so   aber   auch   von   unserem   Trainer   vorgelebt. Und   plötzlich   hatten   wir   vier   Spieltage   vor   Schluss   unser   Aufstiegsspiel   und   die   Möglichkeit in   die   2.   Liga   aufzusteigen.   Das   war   kein   gutes   Spiel   von   uns,   aber   wir   haben   die   2.   Liga klargemacht. Da sind dann auch Tränen geflossen. RG:   Jetzt   in   der   2.   Liga   bekommt   ihr   als   erfolgsverwöhnte   Mannschaft   dann   doch   auch   mal auf die Mütze. Wie geht ihr damit um? L:   Das   ist   natürlich   keine   einfache   Situation.   Wir   lösen   das   als   Team   aber   gut,   wir   haben Bock   zu   zocken   bei   jedem   Spiel   und   gehen   so   auch   in   jedes   Training.   Wir   glauben   bei jedem Spiel, dass wir es packen können. Das   Potential   ist   in   der   Mannschaft   da,   wir   rufen   es   derzeit   nur   nicht   immer   ab,   trotzdem denke   ich,   dass   wir   mithalten   können.   Wir   sind   einfach   noch   eine   junge   Mannschaft,   noch fehlt   vielleicht   etwas   Erfahrung.   Bei   uns   haben   bislang   nur   zwei   Spielerinnen   schon   mal   in der 2. Liga gespielt. Das Ziel ist jetzt natürlich der Klassenerhalt. RG:    Wo    liegt    dein    persönliches    Ziel:    1.    Liga,    Nationalmannschaft,    wo    soll    es    noch hingehen? L:   Mein   Ziel   ist   es   schon,   auch   mal   1.   Liga   zu   spielen.   Nationalmannschaft   ist   ein   Traum, aber eher unrealistisch. RG:   Du   bist   im   Sauerland   geboren   und   studierst   im   Ruhrgebiet.   Besser   kann   die   Mischung doch   gar   nicht   sein.   Bedeutet   dir   das   etwas   oder   wärst   du   viel   lieber   beispielsweise   in Berlin geboren? L:   Nein,   es   ist   schon   toll,   mit   seinen   Freunden   im   Sommer   mal   eben   in   den   See   zu springen.    Die    Umgebung    ist    schon    schön.    Auch    vom    volleyballerischen    her    hat    das Sauerland   Vorteile:   Wir   hätten   in   der   Großstadt   wahrscheinlich   nicht   die   Unterstützung,   die wir   beim   RC   Sorpesee   bekommen.   Wir   haben   soviele   Fans   bei   Heimspielen,   Unterstützer und Sponsoren, die uns das alles ermöglichen. RG: Gibt es einen Lieblingsort? L: Im Sommer ist der Sorpesee schon Favorit. Nur noch getoppt von der Sporthalle. RG: Hast du ein Vorbild? L:   Ja,   die   Nationalspielerinnen   Maren   Brinker,   die   Annahme   Außen   spielt   und   Margareta Kozuch,   die   meine   Position   spielt.   Das   ist   schon   beeindruckend,   mit   wie   viel   Emotion   und Power die spielen. RG: Hast du beide mal getroffen? L:   Nein.   Wir   haben   allerdings   bei   der   Icebucket   –   Challenge   die   Nationalmannschaft nominiert   und   wurden   daraufhin   auf   ein   Spiel   eingeladen.   Danach   durften   wir   noch   zum Bundestrainer, zu den Spielerinnen konnten wir leider nicht mehr. RG:   Jetzt   begebe   ich   mich   auf   ganz   dünnes   Eis:   Bei   manchen   Sportarten   habe   ich   den Eindruck,   dass   Männer-   und   Frauen   ihren   Sport   völlig   anders   interpretieren.   Beim   Fußball war   Frauenfußball   früher   einfach   viel   schlechter   als   Männerfußball,   mittlerweile   nähert   sich das   Niveau   an   und   siehe   da:   Es   werden   Unterschiede   in   der   Art   zu   spielen   sichtbar,   die nicht   mehr   in   die   Kategorien   „gut“   oder   „schlecht“   zu   fassen   sind.   Trifft   das   auch   auf Volleyball zu? L:   Beim   Männervolleyball   ist   der   Ballwechsel   kürzer   und   dominanter,   das   ist   oft   Annahme, Zuspiel,   Angriff,   Punkt.   Beim   Damen   Volleyball   gibt   es   längere   Ballwechsel,   das   ist   für   die Zuschauer oft interessanter. RG:   Das   kann   ich   unterstreichen.   Ich   fand   das   Spiel   extrem   spannend   und   ich   fand   extrem spannend,   dass   ich   das   Spiel   extrem   spannend   fand.   Damit   habt   Ihr   mich   tatsächlich   völlig überrascht   und   meine   Aufmerksamkeit   im   Sturm   erobert.   Strategie,   Athletik,   Schnelligkeit, Psychologie, Drama: Ich komme wieder, garantiert. Überraschend    fand    ich    auch,    dass    aus    jeder    Mannschaft    eine    „Spielerin    des    Spiels“ auserkoren   wurde,   in   diesem   Fall   warst   du   das   für   den   RCS.   Für   die   Spielerinnen   des Spiels   gab   es   lustigerweise   eine   Küchenmaschine.   Ist   das   nicht   etwas   klischeebelastet   und chauvinistisch   oder   bekommen   die   Spieler   aus   den   Männerteams   Motorsägen   und   einen Werkzeugkasten? L:   Das   hat   einfach   mit   unserem   Hauptsponsor   zu   tun,   das   ist   Caso   Germany   und   die machen nun mal Küchengeräte. Ich habe bei dem Spiel einen Standmixer bekommen. RG: Und funktioniert das Ding ordentlich? L: Ja klar. Wir freuen uns da jedes Mal über die Geschenke von Caso. RG:   Und   Caso   Germany   freut   sich   bestimmt   über   die   Schleichwerbung,   die   du   hier   clever platziert   hast.   Ach,   ich   verlinke   Euren   Sponsor   jetzt   einfach   mal   :-)   ( http://www.caso- germany.com/unternehmen/sponsoring/ ) Nochmal    dünnes    Eis    für    mich:    Viele    Frauen    auf    engem    Raum:    Endet    das    nicht    in Rumgezicke? L:   Manchmal   muss   unser   Trainer   schon   über   uns   lachen,   natürlich   gibt   es   auch   mal   ne Zickerei   (lacht).   Wir   haben   das   aber   gut   im   Griff;   im   Zweifel   wird   das   angesprochen.   So einen   richtigen   Ärger   hatten   wir   noch   nicht,   das   würde   auch   das   Spiel   beeinflussen.   Wenn es mal was gibt, wird es vorm Spiel geklärt. RG:    Verletzungen    gehören    zum    Sport.    Ich    fand    bemerkenswert,    dass    auch    verletzte Spielerinnen   vor   dem   Spiel   beim   Warmmachen   unterstützt   und   Bälle   zugespielt   haben usw., also trotz Verletzung ein erkennbarer Teil des Teams bleiben. L:   Man   kann   nicht   alleine   gut   sein   im   Volleyball.   Man   braucht   das   Team.   Die   Verletzten sitzen   sogar   beim   Training   am   Rand,   helfen   beim   Bälle   einwerfen   und   geben   uns   das Gefühl,   dass   sie   trotzdem   da   sind,   obwohl   sie   gerade   nicht   auf   dem   Feld   stehen   können. Andersrum   geben   wir   ihnen   das   Gefühl,   dass   sie   Teil   des   Teams   sind,   obwohl   sie   nicht mitspielen   können.   Das   hilft   auch   dabei,   wieder   fit   zu   werden   und   auch   mental   nicht einzuknicken. RG:   Wenn   man   Orchestermusiker   fragt,   ob   ein   Dirigent   wichtig   ist,   bekommt   man   meist nur ein müdes Lächeln. Wie wichtig ist der Trainer beim Volleyball? L:   Ohne   das   Trainerteam   und   die   Physio   könnten   wir   das   gar   nicht   durchziehen.   Ich   zum Beispiel   bin   eine   Spielerin,   die   sich   nicht   bei   jedem   Trainer   so   gut   entwickelt,   das   muss schon   passen.   Unser   Trainer   legt   zudem   sehr   viel   Wert   darauf,   dass   man   nicht   nur spielerisch,   sondern   auch   menschlich   wächst.   Wir   bekommen   bei   jedem   Training   Tipps   und Hinweise,   worauf   wir   speziell   bei   diesem   Training   achten   sollen.   Auch   unser   Co   Trainer stellt   uns   super   auf   den   Gegner   ein.   Unser   Trainerteam   ist   immer   da,   wenn   man   es braucht, man kann sich einfach darauf verlassen. RG:   Seid   ihr   noch   eine   5.   Liga   –   Mannschaft,   die   nun   in   der   2.   Liga   spielt   oder   ist   der Kader ergänzt worden? L:   Es   gab   natürlich   immer   mal   Abgänge,   aber   wir   sind   kein   Verein,   der   Spielerinnen   für   die Zugänge   woanders   abgeworben   hat.   Die   Spielerinnen,   die   zu   uns   gekommen   sind,   kamen alle   aus   der   Umgebung   oder   meistens   aus   der   eigenen   Jugend;   es   sind   viele   Spielerinnen in der Mannschaft, die länger als ich dabei sind. RG:   Bei   Euren   Heimspielen   gibt   es   lautstarke   Unterstützung   durch   Eure   Fans.   Wie   viel bekommt   Ihr   auf   dem   Feld   davon   mit   und   wie   wichtig   ist   für   Euch   diese   verhältnismäßig große Kulisse? L:   Wir   spielen   mit   Emotion   vor   einer   Topkulisse   mit   den   besten   Fans   überhaupt,   die   auch zu   Auswärtsspielen   mitfahren   und   uns   unterstützen.   Auch   wenn   es   mal   nicht   so   läuft stehen   unsere   Fans   hinter   uns   wie   eine   Wand.   Bei   uns   ist   jedes   Mal   eine   super   Stimmung, ich   bekomme   jedes   Mal   schon   bei   der   Begrüßung   Gänsehaut   und   freue   mich,   dass   ich   den Sport,   den   ich   so   gerne   mache,   vor   so   einer   Kulisse   ausüben   kann.   Wir   freuen   uns   immer über   neue   Zuschauer   und   darüber,   neue   Menschen   für   unseren   Sport   zu   begeistern.   Das ganze Team ist dankbar für jede Unterstützung: Also kommt alle vorbei :-).  RG: Wolltest du schon mal aufhören? L: (Entgeistert) Mit Volleyball? Nie. Lust auf Volleyball bekommen? Hier der Link zu den Spielterminen: http://www.rc- sorpesee.de/index.php?option=com_jevents&view=month&layout=calendar&Itemid=1001 46 http://www.rc- sorpesee.de/index.php?option=com_content&view=article&id=20&Itemid=100028 © Fotos V1 – V5: Christoph Rech © Fotos V6 – V10: Hermann-Josef Vedder