RuhrGesichter Sarah Connor versprach Bochum nach ihrer schier unendlich langen „Herz Kraft Werke“ – Tour einen abwechslungsreichen, sehr speziellen Sommerabend mit „My favorite Songs“.

Sarah Connor                                                                    

Lieblingslieder in Bochum

Der   Zuspruch   war   so   groß,   dass   Connor   direkt   für   den   Folgetag   eine   Zusatzshow ausverkaufte.   Die   erfolgreichste   Pop-Sängerin   des   Landes   eröffnete   pünktlich   um 19:30   Uhr   beim   Zeltfestival   Ruhr   vor   5200   Zuschauern   den   bunten   Reigen   mit „Deutsches Liebeslied“ und „Blau“. Mit    dabei    hatte    sie    ihre    vielköpfige,    sehr    versierte    Band    mit    zahlreichen Ausnahmemusikern   und   ein   großes   Herz   für   ihr   Publikum,   das   aus   zahlreichen relativ    bewegungslos    dastehenden    und    teils    etwas    grimmigen    mittelalten Männern   bestand   und   vor   allem   einer   unüberschaubaren   Anzahl   von   Müttern   mit ihren   5   bis   15   jährigen   Kindern,   die   zusammen   und   gemeinsam   mit   allen   anderen Zusammenschlüssen    im    Halbdunkel    des    Zeltes    als    weiblich    zu    vermutender Personen   zur   Musik   eskalierten   und   sicht-   und   hörbar   ihre   beste   Zeit   hatten. Daher   an   dieser   Stelle   ein   “Chapeau!”   an   die   feierwütigen   Fans   und   ein   Lob   an Sarah   Connor:   Sie   machte   an   diesem   Abend   ihr   Publikum   sehr,   sehr   glücklich; das   ganze   Konzert   mutete   zwischenzeitlich   wie   ein   ausgelassener   Mädelsabend an. Spätestens   bei   „Halt   mich“,   „Drachen“   und   „Ich   wünsch   Dir“   mit   dem   knackigen Saxophoneinsatz   wurde   auch   unserem   Kritiker   vor   Ort   klar,   wie   hochklassig   die Musiker   auf   der   Bühne   ablieferten;   das   Gebotene   war   in   jeder   Hinsicht   ohne   Fehl und    Tadel,    auch    wenn    bei    aller    Perfektion    und    der    unstrittigen    souligen Stimmgewalt   von   Sarah   Connor   der   Funke   der   Begeisterung   über   die   sehr   glatten Songs   auf   ihn   nicht   recht   überspringen   wollte:   Am   Ende   bleibt   Musik   wie   alle Kunst   Geschmackssache.   Das   bedeutet   jedoch   nicht,   dass   die   Leistungen   der Akteure   auf   der   Bühne   nicht   anerkannt   werden   können:   „Sleeping   Satellite“, „Dazwischen   sind   wir   Freunde“,   „Can’t   hold   us“   mündeten   in   ein   wildes   Medley,   in dem   auch   der   musikalische   Geist   von   Michael   Jackson   vorbeischauen   durfte   und die Eurythmics sich ihren Sweet Dreams hingeben konnten. Nach   „Satellite“   stellte   Connor   die   Frage:   „Wer   ist   denn   heute   mit   seiner   besten Freundin   hier?“   Ein   paar   Meter   vor   uns   standen   drei   halbwüchsige   Mädels,   die mittlere   hob   (wie   gefühlt   das   halbe   Zelt)   die   Hand,   woraufhin   sich   die   anderen beiden   neidisch-argwöhnische   Blicke   zuwarfen   und   auf   Klärung   bestanden,   wer denn   nun   die   beste   Freundin   sei.   Die   mittlere   legte   die   Arme   um   beide,   drückte sie   an   sich   und   -zack-   schon   wieder   war   ein   Konflikt   mit   einer   einfachen   Geste gelöst. Immer   dann,   wenn   Barhocker   an   der   Bühnenrand   gestellt   werden,   weiß   der versierte   Konzertgänger:   Jetzt   kommt   der   kuschelig-akustische   Part.   Tatsächlich wurde es emotional bei den Songs „Stark“ und „Das Leben ist schön“. Connor   wirkte   wie   stets   sehr   bodenständig   und   nahbar,   schaffte   es   zu   jeder   Zeit die   persönliche   Verbindung   zu   ihrem   Publikum   zu   halten.   Sie   nahm   sich   viel   Zeit für   ihre   Fans,   las   gefühlt   jedes   gemalte   Schild   und   freute   sich   über   einen   Schild- gewordenen    Glückwunsch    zu    ihren    erreichten    30,3    Tiefenmetern    bei    ihrer derzeitigen Lieblingsbeschäftigung, dem Apnoetauchen. Nicht   ungesehen   blieb   auch   das   Schild   der   fünfzehnjährigen   Hannah,   die   mit ‚ihrer   Sarah‘   „Bonny   &   Clyde“   singen   wollte.   Gelesen,   Hannah   auf   die   Bühne geholt,   los   ging’s   unter   dem   -   zurecht!   -   begeisterten   Applaus   des   Publikums. Derlei   Aktionen   geraten   bekanntlich   schnell   zu   einer   großen   Peinlichkeit,   doch Hannah    &    Sarah    haben    geliefert    und    Hannah    dürfte    in    der    Folgenacht    gut geschlafen haben. Oder gar nicht… Mit   „Kommst   Du   mit   ihr“,   „When   Love   comes   to   town“   bog   das   Konzert   in   die Zielgeraden   ein,   um   mit   „Vincent“   einen   vorläufigen   Schlusspunkt   zu   erreichen. Die   Stimmung   kochte,   die   Fans   kannten   jede   Zeile,   sangen   textsicher   lautstark mit   und   hatten   eine   richtig,   richtig   gute   Zeit:   Mit   den   Zugaben   „Like   the   way   I do/Think/Baby   love“,   „Something   got   a   hold   on   me/Don’tstop“   und   dem   finalen „Wie     schön     Du     bist“     in     Überlänge     fand     ein     zweistündiger,     gelungener Konzertabend   sein   Ende   und   die   begeisterten,   strahlenden   Mädels   und   ihre   ernst dreinblickenden   Männer   strömten   Richtung   Gastronomie-Meile   um   zu   schauen, ob der Abend nicht noch einige zusätzliche Wunder bereithält.
„Wenn der Tag gekommen ist Und ich meine Augen schließe Und mich mein Löwenmut verlässt Wenn der Tag gekommen ist Und ich mit dem Wasser fließe Hoffe ich, dass ihr mich nicht vergesst (…) Ich will, dass ihr feiert, ich will, dass ihr tanzt Mit 'nem lächelnden Blick und 'nem Drink in der Hand 'N Heißluftballon, auf dem riesen groß steht Das Leben ist schön, auch wenn es vergeht“