RuhrGesichter Die Band Silbermond mag offensichtlich das Zeltfestival Ruhr – und das Zeltfestival mag Silbermond. Erneut durfte die Band um Sängerin Stefanie Kloß im großen Zelt der „Weißen Stadt am See“ aufspielen und in diesem Jahr das Festival sogar eröffnen.

Silbermond: AUF AUF live                                                                    

…in der weißen Stadt am See

Die    Show    war    seit    langem    ausverkauft,    so    dass    sofort    ein    Zusatzkonzert vereinbart   wurde;   dementsprechend   groß   war   die   Vorfreude   bei   den   Silbermond   - Fans   auf   den   diesjährigen   Beginn   des   Zeltfestivals   in   den   Auen   der   Ruhr   am Kemnader    See    im    Allgemeinen    und    das    Konzert    von    Silbermond    im    großen Sparkassenzelt im Besonderen. Das   Zeltfestival   wird   in   diesem   Jahr   bereits   zum   15.   Mal   zur   facettenreichen Erlebniswelt   und   lockt   mit   vielen   Stars   in   den   drei   großen   Veranstaltungszelten und   auf   den   Außenbühnen,   lädt   aber   auch   zu   einem   entspannten   Shopping- Bummel    über    den    Markt    der    Möglichkeiten    mit    seinen    außergewöhnlichen Kreationen    ein    und    bietet    ein    umfangreiches    gastronomisches    Angebot    mit kulinarischem   Neuentdeckungs   –   Potential.   Kein   Wunder   also,   dass   auch   viele Silbermond   Fans   frühzeitig   angereist   waren   und   es   sich   gemeinsam   mit   unserem Ruhrgesichter   –   Redakteur   auf   dem   weitläufigen   Areal   gut   gehen   ließen.   Der einzigartige    Mambo    Kurt    spielte    auf,    es    gab    Polonaise    und    unsterbliche Gassenhauer   zur   Orgel:   Ein   Gesamtkunstwerk.   Gemeinsam   ließ   man   danach   die Ruhrpott   -   Seelen   im   Beach-Bereich   bei   einem   Schirmchengetränk   entspannt herumbaumeln   und   murmelte   zufrieden:   Endlich   wieder   normale   Leute.   Endlich Urlaub! Der    Festival-Rahmen    war    wie    eigentlich    stets    im    Vergleich    zu    anderen Veranstaltungen   dieser   Größenordnung   herausragend   gut   organisiert   und   auch die   Auswahl   des   Personals   der   Sicherheitsdienste   haben   wir   anderswo   auch schon   deutlich   unglücklicher   erlebt.   Alle   wirkten   -auch   am   ersten   Tag-   entspannt und   freundlich;   wenn   es   denn   trotzdem   ein   stressiger   Job   war,   wurde   dieser Stress   nicht   auf   dem   Rücken   der   Besucher   abgeladen.   Die   kleine   Lobesexkursion an   dieser   Stelle   ist   zwingend   notwendig,   denn   dies   gelingt   bei   weitem   nicht jedem Veranstalter. Doch   dann   wurde   es   ernst   für   Redakteur   und   Fans,   denn   rund   4000   Menschen mussten   noch   erfolgreich   in   das   große   Zelt   verfrachtet   werden,   was   wie   immer stressarm   und   entspannt   vonstattenging.   Luftqualität   und   Akustik   in   derlei   Zelten ist   oftmals   etwas   semi-toll,   aber   tatsächlich   hielt   sich   der   Sauerstoffgehalt   über den   gesamten   Konzertverlauf   auf   einem   erträglichen   Level   (außerdem   gilt   auch dann,   wenn   der   Schweiß   von   der   Zeltdecke   tropft:   Gemeinsam   schwitzen   und müffeln   kann   ein   verbindendes   Element   sein).   Die   Tontechniker   gaben   alles   und waren   damit   -das   akustische   Ergebnis   bewies   es   –   für   Zeltverhältnisse   sehr erfolgreich. Zunächst   erlauben   wir   uns   potentielles   Shitstorm   Material   für   eingefleischte   Fans: Silbermondtexte   sind   sicherlich   keine   literarischen   Meisterwerke   für   die   Ewigkeit, die   Musik   ist   nicht   bahnbrechend   innovativ   und   die   Wahrscheinlichkeit,   dass   in einigen   hundert   Jahren   Musiker   durch   die   Gegend   tingeln   und   Silbermond   Songs interpretieren,     ist     relativ     überschaubar.     Innerhalb     des     Rahmens     dieser „Negativabgrenzung“   brilliert   die   Band   jedoch,   wie   kaum   eine   andere   in   der deutschen   Popmusik,   denn   sie   schafft   mit   links   genau   das,   was   sie   will:   Sie erreicht    und    begeistert    Menschen,    bereichert    das    Leben    ihrer    Fans    mit lebensnahen   Texten   und   handgemachter,   technisch   sauberer,   eingängiger,   aber nie   blöder   Pop-   &   Rockmusik   und   hat   sich   ein   Image   erarbeitet,   das   glaubwürdig, nahbar   und   echt   wirkt.   Echte   Silbermond   Fans   sammeln   persönliche   Momente mit   der   Musik,   die   sie   über   einen   langen   Zeitraum   begleitet   und   oft   aufrichtet;   die Musik   wird   fester   Bestandteil   von   so   vielen   Lebenswegen:   Das   muss,   wenn   ein Künstler diesen Einfluss realisiert, schier sprachlos machen. Alles   bei   Silbermond   wirkt   wie   aus   einem   Guss   und   das   nun   bereits   seit   dem Gründungsjahr   1998.   Seit   2002   unter   dem   Namen   Silbermond   unterwegs,   ging es    ab    2004    neben    dem    großen    Talent    der    Band    auch    durch    stete    mediale Begleitung   und   kluge   Vermarktung   steil   bergauf,   so   dass   sie   mittlerweile   mit Preisen   überhäuft   wurden   und   wohl   nahezu   jedem   Bewohner   dieses   Landes bekannt   sein   dürften.   Wer   jedoch   nur   die   diversen   hitgewordenen   Silbermond- Balladen    aus    dem    Radio    kennt,    wird    beim    Konzert    möglichweise    überrascht gewesen   sein,   dass   die   Band   auch   rocken   kann,   wenn   auch   alles   stets   in   einem sehr    mainstreamigen    Deutsch-Pop-Rock    Fahrwasser    bleibt,    was    angesichts glatter,   jedoch   handwerklich   sehr   gut   gemachter   Songs   nebst   großer   Spielfreude und Bühnenpräsenz jedoch nicht per se schlecht sein muss. Von   den   Fans   wird   Silbermond   ohnehin   geliebt   und   angehimmelt,   wir   sind   also wieder   einmal   nicht   nur   gefühlt   die   Gesichtsältesten,   sondern   auch   die   einzig wahre   objektiv   kritische   Instanz   vor   Ort   ;).   Ein   für   uns   als   rasende   Rock   Reporter    gewichtiges    Qualitätsmerkmal    bleibt    es    stets,    dass    Bands    den musikalischen   Geist   auch   aus   der   Flasche   in   die   Welt   bekommen   bzw.   vom Tonträger   auf   die   Bühne   vor   richtig   echtem   Publikum   aus   Fleisch   und   Blut.   Das gelingt  Silbermond auf eine bravouröse Weise; immer und immer wieder. Die   Band   verlängert   in   diesem   Sommer   ihre   erfolgreiche   „AUF   AUF   –   Sommer 2023“   Tour   in   das   Jahr   2024.   Entsprechend   laut   ist   das   Publikum,   als   Stefanie Kloß,   Johannes   und   Thomas   Stolle   nebst   Andreas   Nowak   und   einem   zusätzlichen Tastenmann   die   Bühne   des   ZfR   überpünktlich   einige   Minuten   vor   20   Uhr   betreten und    die    Vorfreude    sich    nach    dem    Intro    bei    „Kleid    aus    Hoffnung“    entlädt. Bemerkenswert:   Dieses   Publikum   benötigt   exakt   2   Sekunden   von   0   auf   100   auf der   Stimmungsskala.Es   folgten   „Verletzen“,   „Meer   sein“   und   „Irgendwas   bleibt“. Natürlich   wurden   Silbermond   auch   beim   ZfR   frenetisch   für   die   großen   Hits   wie „Symphonie“, „Durch die Nacht“, „Das Beste“ oder „Leichtes Gepäck“ gefeiert. Die   stets   vom   Publikum   gerührte   Stephanie   Kloß   lässt   sich   eine   Crowdsurfing Einlage   auf   den   Händen   des   textsicheren   Publikums   zur   Second   Stage   inmitten des   Zeltes   nicht   nehmen.   Dort   gibt   es   musikalische   Ausflüge   in   das   Jahr   2002 und   das   famose   „Krieger   des   Lichts“.   Die   Fans   sind   hier   mittendrin   statt   nur   dabei und   das   tut   der   Stimmung   sichtlich   gut;   auch   und   vor   allem   der   Atmosphäre   bei den leiseren Tönen und nachdenklicheren Texten. Gefühlt   kämpft   Stefanie   Kloß   bei   längeren   Ansprachen   ans   Publikum   stets   mit Tränen    der    Rührung.    Sie    freut    sich    aber    auch    überschwänglich    über    die großartige    Stimmung    und    die    Treue    der    Fans.    Wir    vermuten    als    erfahrene Utilitaristen     keine     Masche,     sondern     einfach     ein     dankbares,     liebevolles, emotionales,   berührbares   Wesen.   Eigentlich   haben   ihre   Ansprachen   alle   Zutaten, um   uns   auf   den   Kitsch-Keks   zu   gehen;   das   geschieht   aber   nicht.   Einfach,   weil Frau   Kloß   so   unfassbar   sympathisch   rüberkommt   und   stets   im   richtigen   Moment noch   die   Kurve   vor   dem   lauernden   Kitsch   –   Abgrund   kriegt.   Auch,   wenn   es manchmal   sehr,   sehr   knapp   am   Abgrund   vorbeigeht…   Sie   erinnert   an   die   erste Tour    mit    dem    Gastspiel    in    der    Zeche    Bochum    und    staunt    selbst    über    die Entwicklung, die ihre Band seitdem gemacht hat. Die   Songs   entfalten   live   eine   zusätzliche   Power   und   Extraportion   Wucht,   die   auch uns,   die   wir   ansonsten   gern   härteren   Tönen   lauschen,   Freude   machen.   Ob   bei „Auf,   auf“   oder   die   spätere   Zugabe   „Das   Beste“:   Die   Fans   sind   begeistert.   Und   wir staunen,   wie   viele   Songs   der   Band   wir   kennen   und   sogar   sehr   zum   Unmut   des Journalistenkollegen    neben    uns    mitsingen    können    (zugegeben,    „können“    ist diskutabel).   Selbst   das   eigentlich   recht   ausgeleierte   und   im   Radio   kaputtgespielte „Symphonie“   wird   durch   das   frische   Live   –   Arrangement   hör-   und   genießbar. „Leichtes   Gepäck“   ist   ohnehin   einer   der   Titel,   von   dem   uns   Silbermond   an   diesem Abend   nicht   erst   überzeugen   müssen:   Geht   ins   Ohr,   bleibt   im   Kopf   und   tanzt   im Kreis.   Als   nach   rund   100   Minuten   die   Zugaben   anstanden,   kommt   „Wenn’s   am schönsten ist“ beim Publikum hörbar bestens an. Unter    buckligen    Musikjournalisten    gehören    Silbermond    seit    jeher    zu    den beliebtesten   Hassobjekten,   die   TAZ   fasste   die   Musik   der   Band   einst   in   zwei Worten   zusammen:   „Korrupter   Müll“.   Wir   widersprechen   entschieden.   Silbermond wollen   ganz   offensichtlich   nicht   das   Gitarrenspiel   neu   erfinden   oder   sich   an   die Spitze   einer   revolutionären   Bewegung   setzen.   Sie   sagen   selbst:   „Wir   sind   eine Popgruppe.“ Und sie sind eine sehr, sehr gute Popgruppe. Die   Fans   hatten   Spaß,   die   Band   hatte   Spaß,   unser   Fotograf   hatte   Spaß:   Was   kann mensch   mehr   von   einem   tollen   Abend   erwarten.   O.k.,   ein   Flammkuchen   auf   der Fressmeile    gehörte    als    abschließendes    I-Tüpfelchen    auch    noch    unter    den perfekten   Konzertabend…   Nach   den   letzten   Zugaben   trottete   das   bunt   gemischte Publikum   zurück   in   die   silberbemondete   Nacht   am   Kemnader   See.   Und   wir   sahen ausschließlich   glückliche   Gesichter.   Das   ist   doch   schonmal   was   in   diesen   Zeiten. Also: Danke, Silbermond.
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