RuhrGesichter Temperance baten zum Tanz in der Bochumer Matrix. Da sie noch etwas Platz in der Gepäckablage ihres Tourbusses hatten, wollten sie noch die Bands IGNEA aus der Ukraine und INDUCTION aus Tschechien/Deutschland als Special Guests einpacken. Leider mussten IGNEA die Teilnahme an der Tour recht kurzfristig absagen, da es Probleme mit der Ausreise der männlichen Bandmitglieder aufgrund veränderter Visaregelungen durch das Kriegsrecht in der Ukraine gab. Ein Schicksal, dass sie derzeit mit anderen ukrainischen Bands teilen. Wir sparen uns an dieser Stelle einen mehr oder minder politischen Kommentar und beschränken uns auf den wohl kleinsten gemeinsamen Nenner: Verdammt schade.

Temperance live...                                                                    

...in der Matrix Bochum

Ersetzt   wurde   die   Band   für   die   Europa   Tour   durch   die   Italiener   von   Secret   Rule. Die    Kapelle    startete    mit    „Digital    Revolution“    ihr    dreiviertelstündiges    Set    und rockte das Publikum ordentlich wach. Die   Band   um   Sängerin   Angela   Di   Vincenzo   und   Gitarrist   Andy   Menario   wurde   erst kürzlich    an    zwei    Stellen    verändert:    Zurückgekehrt    ist    Andrea    Miazzetto    am Schlagzeug   und   neu   dabei   ist   Bassistin   Sofia   Basili.   Das   war   solider   Symphonic Metal   mit   kleinen   Schwächen   in   Originalität   und   Songwriting,   aber   technisch versiert    und    routiniert,    sowie    sympathisch    mit    viel    Energie    auf    die    Bühne gebracht. Das kam zu Recht sehr gut an. Induction   sorgten   mit   atmosphärisch   dichten,   kräftigen   Power   Metal   Gewittern für   Aufmerksamkeit   im   geneigten   Auditorium.   Mit   Vollgas   wurde   fünfzig   Minuten lang   ein   Querschnitt   des   künstlerischen   Schaffens   in   das   Publikum   gestampft,   ein Schwerpunkt bildete natürlich das Material aus „Born from Fire“. Induction waren zumindest an diesem Abend die Caesaren des Power Metal: Sie kamen. Sie sahen. Sie siegten. Spätestens   jetzt   bestätigte   sich,   was   sich   bereits   bei   Secret   Rule      abzeichnete: Bochum   hatte   an   diesem   Abend   Bock   auf   Metal.   Und:   Gabriele   Gozzi   ist   ein richtig,   richtig   guter   Sänger!   Wir   sind   stolz   darauf,   dass   dies   der   weltweit   einzige Beitrag   über   Induction   ist,   in   dem   nicht   erwähnt   wird,   dass   dies   die   Band   von Tim Hansen ist, dem Sohn von Helloween Legende Kai Hansen ;). Insgesamt   galt:   Eine   uns   bis   dato   unbekannte   Band   hat   sich   mit   einem   sehr guten   Auftritt   präsentiert,   wird   uns   in   positiver   Erinnerung   und   in   Zukunft   auf dem   Ruhrgesichter   –   Radar   bleiben   und   vielleicht   schon   bald   auf   den   größeren Bühnen des Landes zu bestaunen sein. Nachdem    wir    unseren    ersten    musikalischen    Kontakt    mit    dem    italienisch- amerikanischem    Powerbündel    Temperance    vor    einigen    Jahren    ebenfalls    in Bochum   in   der   Matrix   hatten,   als   die   Band   als   Opener   für   Tarja   fungierte   und rundum    zu    überzeugen    wusste,    war    unser    Ruhrgesichter    -    Feingeist    von Konzertkritiker   nun   wieder   vor   Ort,   um   die   Band   beim   Gastspiel   im   Rahmen   ihrer „From    HERMITAGE    to    EUROPE“    Headliner    Tour    jeder    falschen    Note    zu überführen.   Unser   Fazit   zuerst:   Wer   auch   nur   ansatzweise   dieses   metallische Genre mag, wird Temperance lieben. Dann   direkt   noch   eine   Enthüllung:   Eigentlich   mag   unser   Musikkritiker   vor   Ort diese   Spielart   des   Symphonic   Power   Metal   gar   nicht   allzu   sehr.   Allerdings   liebt   er Temperance      trotzdem,      denn      er      steht      auf      richtig      gut      gemachte, abwechslungsreiche    musikalische    Perfektion.    Und    an    dieser    Perfektion    ist Temperance,   die   schon   lange   kein   Geheimtipp   mehr   sind,   spätestens   seit   dem letzten   Studioalbum   sowohl   auf   Konserve   als   auch   live   verflucht   nahe   dran.   Denn jedes einzelne musikalische Element entstammt dem obersten Qualitätsregal. Die   aktuellen   Songs   sind   -auch   wenn   Temperance   den   Metal   nicht   neu   erfinden- wirklich   gut,   zündeten   auch   in   Bochum   sofort,   sind   aber   weder   im   Songwriting noch   in   der   musikalisch   -   technischen   Umsetzung   auch   nur   an   der   kleinsten   Stelle platt   oder   blöde.   Die   Band   überschwemmte   in   Bochum   Bühne   und   Auditorium   mit Kreativität,   Kompetenz,   explosiver   Energie   und   Spielfreude.   Die   stimmgewaltige, aus   New   York   stammende   Sopranistin   Kristin   Starkey   ist   für   sich   und   auch   in   den gemeinsamen    Gesangspassagen    mit    Marco    Pastorino    (Gitarre    und    Gesang, bekannt   auch   von   Serenity)   und   Michele   Guaitoli   (Tasten   &   Gesang;   viele   kennen ihn   u.a.   auch   von   seinen   Mikrokünsten   bei   „Vision   of   Atlantis“)   eine   Macht.   An diesem   Abend   jedoch   fehlte   Marco   Pastorino   aus   mutmaßlich   wichtigem   privatem Grund,   so   dass   die   anderen   beiden   Gesangshelden   auf   sich   gestellt   waren.   Das haben   sie   gut   gewuppt,   allerdings   verwunderte   es   schon,   dass   die   Band   das Fehlen von Marco nicht auf der Bühne angemessen thematisiert hat. Temperance    sind    kreativ    und    auch    live    in    jeder    Note    spannend;    gerade    im Zusammen-    und    Wechselspiel    der    talentierten    Sänger    entwickelte    sich    eine mitreißende   Dynamik   auf   der   stabilen   Grundlage   des   treibenden   Basses   von   Luca Negro   und   Marco   Sacchettos   Trommelarbeit.   Episch   die   Umsetzung   der   Songs vom   2023er   Konzeptalbum   HERMITAGE   -   DARUMA'S   EYES   PT.   2.,   für   uns   das beste   Album   der   Band.   Passend   zur   aktuellen   Tour   wurde   den   Fans   noch   ein gelungenes    Live-Album    vorgelegt.    Das    Ganze    drückt    sich    für    Matrix    Röhrenverhältnisse      brillant      und      mit      Macht      nach      einigen      kleineren soundtechnischen     Anfangsschwierigkeiten     ins     Publikum.     Ob     beim     Opener „Daruma“,   dem   über   zehn   Jahren   alten   „Hero“,   „I   am   the   Fire“   oder   „Gaia“:   Das war Genuss pur. Die   Band   interagierte   gewohnt   viel   mit   dem   Publikum   und   integrierte   so   auch   die obligatorischen   'in   der   letzten   Reihe   mit   verschränkten   Armen   mit   dem   Fuß Wipper'    in    den    fröhlichen    metallischen    Reigen.    Auch    die    Songs    des    Albums Diamanti   und   älteres   Material   funktionierten   großartig.   Dazu   kommt,   dass   LUCA NEGRO ein wirklich guter Bassist ist. Auf   der   Bühne   wurde   die   Stimmung   bei   diesem   italienischen   Abend   zeitweise   nur etwas   getrübt,   da   Deutschland   zeitgleich   zum   Konzert   Italien   in   der   Fußball Nations League geschlagen hat… Jeder   Jupiterian   und   jeder   „neutrale“   Besucher   hatte   spätestens   nach   diesem neunzig   minütigen   Auftritt   begriffen,   warum   mit   Temperance   im   „Symphonic Opera    Power    Metal“    auch    weiterhin    zu    rechnen    ist.    Das    waren    fließende, eingängige   Melodien,   vorgetragen   mit   großer   italienischer   Geste   und   in   perfekter Harmonie   mit   der   nötigen   Härte   vor   etwas   zu   wenig   Publikum.   Dieses   Power Paket   hätte   mehr   Aufmerksamkeit   verdient!   Die   Konzertzeit   verging   wie   im   Fluge und ein unterhaltsamer Abend nahm ein - gefühlt - viel zu frühes Ende. Das war ein großartig!