INTERVIEW mit WINNETOU
Jean-Marc Birkholz über Cultural Appropriation,
Muskelkater und das Sauerland
Darüber
hinaus
spielte
er
in
diversen
TV-
und
Kinoproduktionen
von
„Polizeiruf
110“
über
„SOKO
Leipzig“
bis
„SNIPER
–
Offizier
Smersh“.
Von
2005
bis
2007
war
er
der
Fotograf
Marc
Trojan
in
der
Telenovela
„Verliebt
in
Berlin“.
2009
erhielt
er
eine
Hauptrolle
im
russischen
Kinofilm
„Connected
by
Time“
und
wurde
seitdem
regelmäßig
für
russische
Produktionen
besetzt.
Er
ist
als
Sprecher
bei
diversen
Karl-May-Hörspielen
zu
hören,
ist
die
Stimme
des
Carlos
in
der
Serie
„Prinzessin
Lillifee“,
spricht
und
singt
den
„Ritter
Rost“.
Im
Wilden
Westen
des
Sauerlandes,
den
Karl-May-Festspielen
in
Elspe,
reitet
Jean-Marc
Birkholz Jahr für Jahr als Winnetou über die größte Freilichtbühne Europas.
Karl
May
veröffentlichte
seinen
Welterfolg
„Winnetou“
bereits
im
Jahr
1893,
doch
auch
heute
ist
die
Faszination
ungebrochen;
so
besuchen
in
jeder
Saison
rund
220.000
Besucher
die Festspiele.
Auch
wir
Ruhrgesichter
streiften
in
diesem
Sommer
durch
die
Westernstadt
in
Elspe,
besuchten
das
lohnende
Rahmenprogramm
mit
Stunt-,
Tier-
und
Musikshows,
nur
um
schlussendlich
an
der
Hauptbühne
begeistert
unseren
Cowboyhut
zu
ziehen
vor
Winnetou,
Old
Shatterhand
und
all
den
anderen
Helden
und
Schurken.
Grund
genug
Winnetou,
respektive Jean-Marc Birkholz zum Interview zu bitten.
Ruhrgesichter:
Bereits
sehr
früh
in
der
Karriere
standen
Sie
als
Winnetou
auf
der
Bühne,
zunächst
in
Rathen,
schließlich
in
Elspe.
Auch
in
diversen
Hörspielproduktionen
und
auf
Lesereisen
bleiben
Sie
den
Werken
von
Karl
May
treu.
War
das
ein
lang
gehegter
Kindheitstraum oder ein Engagement wie jedes andere?
Jean-Marc
Birkholz:
Ich
habe
nie
davon
geträumt,
Winnetou
zu
spielen.
Ich
wurde
damals
gefragt,
ob
ich
das
spielen
würde
und
ich
habe
„Ja“
gesagt.
Dennoch
war
schnell
klar, dass es kein Engagement wie jedes andere war. Winnetou ist mehr.
Ruhrgesichter:
Sie
stehen
Jahr
für
Jahr
als
Winnetou
auf
der
Naturbühne
in
Elspe:
Wie
groß
ist
die
Gefahr,
dass
beim
Publikum
und
innerhalb
der
Branche
der
Name
Jean-
Marc
Birkholz
so
fest
mit
Winnetou
verbunden
wird,
dass
es
kaum
ein
Entrinnen
aus
der
Rolle
des
Apachenhäuptlings
gibt?
Wirkt
die
Festlegung
auf
eine
Rolle
nicht
als
Karrierestopper für andere Produktionen?
Jean-Marc
Birkholz:
Nein,
die
Gefahr
habe
ich
noch
nie
gesehen.
Jedoch
werden
die
meisten
Produktionen
im
Sommer
gedreht.
In
der
Festspielsaison.
Am
Anfang
habe
ich
einige
Projekte
absagen
müssen.
Heute
werde
ich
nicht
mehr
gefragt.
Denn
es
ist
klar,
dass
ich
drei
Monate
nicht
für
andere
Projekte
zur
Verfügung
stehe.
Ich
könnte
ja
auch
aufhören. Dafür macht es mir aber zu viel Spaß.
Ruhrgesichter:
Wie
ist
ein
spielzeitenübergreifendes
Dauerengagement
wie
in
Elspe
zeitlich mit anderen Projekten zu vereinbaren?
Jean-Marc
Birkholz:
Es
lässt
kaum
etwas
anderes
zu.
Ab
und
an
wird
mal
eine
Lesung oder ein Sprecherjob eingeschoben. Für mehr reicht die Zeit einfach nicht.
Ruhrgesichter:
Die
Rolle
der
kleinen
Susan
ist
in
Winnetou
III
doppelt
besetzt.
Gibt
es
auch
für
Ihre
Rolle
eine
Zweitbesetzung
oder
müssen
Sie
auch
mit
einer
fiesen
Grippe
durch den Regen reiten?
Jean-Marc
Birkholz:
Es
gibt
keine
Zweitbesetzung.
Ob
Grippe,
Bänder-
oder
Muskelriss, ich habe bisher immer weitergespielt.
Ruhrgesichter:
Karl
May
durchzieht
Ihre
gesamte
Karriere:
Haben
Sie
nie
mal
Lust
gehabt,
dem
Wilden
Westen
den
Rücken
zuzudrehen,
die
Indianerfeder
an
den
Nagel
zu
hängen und zu Hamlet, Faust und Co. zu wechseln?
Jean-Marc
Birkholz:
Es
sind
ja
nur
drei
Monate
im
Sommer.
Den
Rest
des
Jahres
spiele
ich
ja
andere
Rollen.
Die
meisten
haben
mit
„Winnetou“
kaum
etwas
zu
tun.
Ich
freue mich aber auch jedes Mal wieder auf den „Wilden Westen“.
Ruhrgesichter:
Ist
Winnetou
ein
Teil
Ihrer
Persönlichkeit
geworden?
Vielleicht
sogar
in manchen Situationen ein Vorbild?
Jean-Marc
Birkholz:
Ein
bisschen
Jean-Marc
ist
in
meinem
Winnetou.
Die
Persönlichkeit
wird
durch
das
Leben
geformt.
Da
Winnetou
darin
seit
2001
eine
Rolle
spielt,
hat er bestimmt auch seinen Anteil daran.
Ruhrgesichter:
Winnetou
ist
ein
in
Deutschland
anerkannter
Männervorname,
den
derzeit ein paar Dutzend Deutsche tragen. Ein Fluch oder ein Segen für ein Kind?
Jean-Marc
Birkholz:
Es
steht
mir
nicht
zu,
das
zu
beurteilen.
Carl
Zuckmayer
nannte
auch
seine
Tochter
„Winnetou“
mit
zweitem
Namen.
Ich
kenne
einen
Zahnarzt
in
Berlin,
der
mit
erstem
Namen
so
heißt.
Den
habe
ich
schon
kennengelernt.
Ein
netter
Mann.
Ruhrgesichter:
Warum
ist
Winnetou
einfach
cooler
als
Old
Shatterhand?
Sie
haben
beide Charaktere gespielt, Sie müssen es also wissen.
Jean-Marc
Birkholz:
Cooler,
im
Sinne
von
lässig,
ist
eigentlich
Old
Shatterhand.
Da
ist
mehr
Spielraum
und
mehr
Witz.
Winnetou
ist
unnahbarer,
majestätischer.
Die
Coolness
bei
Winnetou
besteht
darin
durch
minimalstes
Spiel
maximales
auszudrücken,
ohne
dabei
viele Worte zu verlieren.
Ruhrgesichter:
Was
war
die
witzigste
oder
dramatischste
Bühnenpanne,
die
Sie
erlebt haben?
Jean-Marc
Birkholz:
Am
witzigsten
war,
wie
einem
meiner
Kollegen
die
Stimme
versagte.
Auch
wenn
das
eigentlich
nicht
witzig
ist.
Er
sollte
mich
eigentlich
bedrohen,
räusperte
sich
dann
und
sprach
mit
einer
Micky-Maus-Stimme
weiter.
Er
hat
wirklich
alles
versucht
und
räusperte
sich
immer
wieder,
aber
es
kam
nicht
mehr
als
Micky-Maus.
Dann
ging
er
spielerisch,
schimpfend
von
der
Bühne
ab
und
hinterließ
Kollegen,
die
nicht
mehr
wussten,
wohin
sie
sich
drehen
sollten,
damit
man
die
lachenden,
tränenden
Gesichter
nicht sieht.
Am
dramatischsten
war
wohl
bisher
ein
Bänderriss
im
Sprunggelenk,
den
ich
mir
nach
der
Pause
einer
Vorstellung
zuzog.
Ich
hatte
noch
einen
Kampf
und
jede
Menge
Text.
Mein
Bein
war
um
das
Doppelte
angeschwollen.
Nach
dem
Applausritt
bin
ich
im
Kostüm
ins
Krankenhaus gefahren.
Ruhrgesichter:
Es
gehört
zu
Ihrem
Beruf,
dass
die
eigenen
Befindlichkeiten
hinter
der
Rolle
unsichtbar
werden
und
dem
Publikum
nicht
auffällt,
ob
es
dem
Schauspieler
gut
oder schlecht geht. Dennoch: Wie schwer fällt das manchmal in der Praxis?
Jean-Marc
Birkholz:
Auf
der
Bühne
verschwinden
alle
meine
Gedanken
und
Befindlichkeiten
als
Jean-Marc
hinter
der
Rolle.
Traurig
oder
fröhlich
kann
ich
danach
wieder sein.
Ruhrgesichter:
Seit
1978
scheibt
Jochen
Bludau
die
Dramatisierungen
der
Karl
May
Bücher
für
die
Elsper
Bühne,
die
teilweise
deutlich
von
den
Original
Büchern
abweichen.
Sorgt
das
gelegentlich
auch
für
Kritik
oder
trennen
Publikum
und
Kritik
zwischen
Original
und Bühnenadaption?
Jean-Marc
Birkholz:
Der
Großteil
des
Publikums
kann
das
trennen.
Manchmal
kommen
Zuschauer
und
sagen,
was
alles
nicht
original
ist.
Im
Gespräch
kommt
dann
raus,
dass
sie
von
den
Filmen
reden,
die
ja
auch
sehr
frei
nach
Karl
May
waren.
Die
Bearbeitungen hier sind an die Bühnenmöglichkeiten in Elspe angepasst.
Ruhrgesichter:
Eine
rund
einhundert
Meter
breite
Naturbühne
stellt
große
Ansprüche
an
Schauspieler
und
Pferde.
Wird
das
Gelände
von
neuen
Darstellern
oft
unterschätzt?
Jean-Marc
Birkholz:
Ja,
manchmal
schon.
Muskelkater
nach
den
ersten
Probentagen
ist
jedem
sicher.
Und
seinen
nächsten
Auftritt
nicht
zu
verpassen,
ist
am
Anfang
gar
nicht
so
leicht.
Einmal
mit
dem
Pferd
auf
den
Wegen
hinter
der
Bühne
falsch
abgebogen,
hat
man
kaum
noch
eine
Chance,
pünktlich
zur
nächsten
Szene
zu
erscheinen.
Denn die Wege hinter der Bühne sind ja noch länger.
Ruhrgesichter:
Knapp
eine
Viertelmillion
Besucher
sehen
Sie
Jahr
für
Jahr
in
Elspe:
Ist
der
Wandel
von
Jean-Marc
Birkholz
zu
Winnetou
in
der
Maske
zu
stark
oder
werden
Sie
auch im Alltag als Winnetou erkannt?
Jean-Marc
Birkholz:
Nein,
nein.
Das
erkennt
kaum
jemand,
der
nicht
weiß,
wie
ich
in echt aussehe.
Ruhrgesichter:
Ein
Nonsensvers
von
Robert
Gernhardt
lautet:
‚Paulus
schrieb
an
de
Apachen:
„Ihr
sollt
nicht
nach
der
Predigt
klatschen.“‘
Wenn
Winnetou
auf
der
Bühne
erscheint,
klatschen
zwar
nicht
die
Apachen,
aber
das
Publikum:
Was
waren
die
lustigsten
oder seltsamsten Publikumsreaktionen, an die Sie sich erinnern?
Jean-Marc
Birkholz:
Ich
habe
eine
sehr
viel
jüngere
Schwester.
Als
sie
mit
fünf
Jahren
in
einer
meiner
Vorstellungen
saß,
waren
viele
Fans
um
sie
herum,
die
mir
„Winnetou
-
mein
Bruder“
zuriefen.
Sie
wurde
zunehmend
wütender
darüber
und
irgendwann
platzte
es
aus
ihr
heraus:
Das
ist
MEIN
Bruder!
Alle
lachten.
Aber
wohl
nur
ich
verstand,
was
sie
meinte.
Und
im
diesjährigen
Stück
werde
ich
vom
Oberschurken
Doc
Plummer
mit
der
Waffe
bedroht,
nachdem
er
den
Apachen
Red
Mangas
erschoss.
Alles
war
still
im
Publikum.
Nur
ein
kleiner
Junge
konnte
die
Ungerechtigkeiten
nicht
ertragen
und
rief Doc Plummer zu: „Du bist ein gemeines A....loch!“ Das Publikum lachte.
Ruhrgesichter:
Stets,
wenn
Winnetou
sich
in
Elspe
auf
der
Bühne
sehen
lässt,
brandet
Applaus
auf.
Haben
Sie
gelegentlich
Mitleid
mit
Ihrem
„Mörder“,
wenn
er
noch
beim
Schlussapplaus
die
volle
Breitseite
der
(spielerischen)
Abneigung
des
Publikums
abbekommt?
Jean-Marc
Birkholz:
Manchmal
ist
es
wirklich
hart
für
unsere
Bösewichte.
Aber
es
gehört ja auch zu Elspe dazu. Und je stärker die „Buhs“ umso besser der Schurke.
Ruhrgesichter:
Welche
Rollen
im
Theater,
TV
oder
im
Kino
waren
neben
Winnetou
die prägendsten für Ihre Karriere?
Jean-Marc
Birkholz:
Das
war
wohl
die
Rolle
in
„Connected
by
Time“,
einem
Film
von
2009.
Seit
diesem
Film
drehe
ich
sehr
oft
im
russischsprachigen
Raum.
Es
sind
schöne
Filme
seitdem
entstanden
und
ich
habe
sehr
gute
Regisseure
kennengelernt.
Und
nicht
zu
vergessen, auch meine Frau.
Ruhrgesichter:
Wie kam diese „Russland-Connection“ zustande?
Jean-Marc
Birkholz:
Ich
spielte
gerade
den
„Kleinen
Bären“
in
Elspe,
als
ich
einen
Anruf
meiner
Agentin
erhielt.
Sie
sagte
mir,
dass
mich
eine
russische
Produktion
gerne
für
die
Hauptrolle
in
eben
jenem
Film
engagieren
möchte.
Ich
weiß
bis
heute
nicht,
wie
sie
auf
mich kamen. Aber ich bin dankbar dafür.
Ruhrgesichter:
Derzeit
ist
„Cultural
Appropriation“
ein
Dauerthema:
Beleidigt
Ihre
Kleidung
native
Ureinwohner
Amerikas
bzw.
hat
sich
bei
Ihnen
persönlich
schon
jemand
darüber beschwert?
Jean-Marc
Birkholz:
Es
gab
noch
nicht
einen
einzigen
Zuschauer
seit
2001,
der
sich
bei
mir
darüber
beschwert
hat.
Ohne
Karl
May
gäbe
es
dieses
gesteigerte
Interesse
an
der
Kultur
der
Ureinwohner
Amerikas
wahrscheinlich
gar
nicht.
Auch
wenn
es
traurig
ist.
Aber
Karl
May
brachte
die
Natives
viel
mehr
in
unser
Bewusstsein,
als
es
irgendein
Professor
bisher geschafft hat. So ehrlich muss man sein.
Ruhrgesichter:
Wenn
Sie
als
„Winnetou“
aus
der
Maske
kommen,
dann
tragen
Sie
die
Symbole
einer
anderen
Kultur.
Können
Sie
Menschen
verstehen,
die
Ihnen
vorwerfen
könnten:
„Die
Rolle
als
Winnetou
ist
nicht
Ausdruck
des
respektvollen
Interesses
an
einer
fremden
Kultur
und
auch
nicht
reine
Phantasie,
denn
es
geht
ja
nicht
um
einen
rosa
Außerirdischen,
sondern
um
einen
Mescalero-Apachen,
also
ein
prominentes
Mitglied
einer
klar
definierten
Gruppe:
Daher
handelt
es
sich
um
eine
rücksichtslose
Bemächtigung
der
Symbole einer unterdrückten Kultur.“?
Jean-Marc
Birkholz:
Ich
respektiere
es,
kann
es
aber
nicht
verstehen.
Winnetou
steht
für
den
Frieden
unter
den
Menschen,
unabhängig
von
deren
Kultur
und
Religion.
Er
ist
das
Aushängeschild
für
Respekt.
Der
Verkünder
einer
idealen
Welt.
Er
ist
und
bleibt
eine
Märchenfigur.
Ich
mag
diese
„Sich
über
alles
beschweren
-
Kultur“
nicht.
Wenn
man
nicht
fähig ist, in den Dingen das Gute zu erkennen, ist man ein armer Mensch.
Ruhrgesichter:
Der
Schauspieler
Pierre
Brice
äußerte
selbst
den
Anspruch,
dafür
zu
sorgen,
dass
die
Figur
des
Winnetou
„authentischer“
wird,
sei
es
durch
das
Kostüm
oder
auch
in
der
Handlung.
Was
halten
Sie
von
dem
Anspruch,
eine
fiktive
Romanfigur
„authentischer“ zu machen?
Jean-Marc
Birkholz:
Pierre
wollte
das
Interesse
an
den
Ureinwohnern
Amerikas
(um
das
Wort
Indianer
nicht
zu
gebrauchen)
einfach
noch
stärker
ins
Bewusstsein
bringen.
Es
war
seine
Verpflichtung.
Auch
das
verdient
Respekt.
Er
konnte
das
als
Marke
„Pierre
Brice“ auch tun.
Ruhrgesichter:
Wenn
wir
heute
die
Bezeichnung
„Apache“
hören,
so
denken
die
meisten
Menschen
an
den
edlen
Häuptling
der
Indianer,
nicht
aber
an
Landnahme
durch
die
Siedler
und
an
grausame
Apachenkriege
bis
ins
letzte
Jahrhundert
hinein.
Karl
May
hat
lange
Zeit
behauptet,
dass
Winnetou
eine
reale
Person
sei,
die
Grenze
von
Phantasie
und
Realität
hat
er
selbst
verwischt
und
eine
echte
Trennung
dürfte
kaum
möglich
sein.
Wissen
Sie, wie Apachen heute über Winnetou denken?
Jean-Marc
Birkholz:
Es
spricht
ja
nur
für
den
Autor,
wenn
er
von
der
Echtheit
seiner
Figuren
überzeugt
ist.
Auf
den
Karl-May-Festtagen
im
sächsischen
Radebeul
hatte
ich
einmal
eine
Begegnung
mit
einem
Lakota.
Er
mochte
die
Art,
mit
der
ich
Winnetou
darstellte.
Er
fand
es
würdevoll
und
hat
sehr
gut
unterschieden
zwischen
denen,
die
nur
ein
Kostüm
trugen.
Er
erklärte
mir
auch,
dass
sein
Stamm
niemals
die
Haut
einer
Schlange
im
Haar
tragen
würde,
was
Winnetou
ja
tut.
Dennoch
hat
er
erkannt,
dass
Karl
May
ein
Wegbereiter
für
das
Interesse
an
den
echten
Ureinwohnern
Amerikas
in
vielen
von
uns
geweckt hat. Und auch er sprach respektvoll davon.
Ruhrgesichter:
Pierre
Brice
wurde
seinerzeit
von
einer
Delegation
eigens
angereister
Apachen
feierlich
zum
„Ehren-Häuptling“
ernannt.
Wäre
das
auch
für
Sie
eine
erstrebenswerte Ehrung?
Jean-Marc Birkholz:
Das ist wirklich eine große Ehre. Und er hat es auch verdient.
Aber ich glaube, wer danach strebt, hat es nicht verdient.
Ruhrgesichter:
Winnetou
ist
tapfer,
gerecht,
ehrlich,
friedvoll.
Karl
May
hat
stets
auch
einen
erzieherischen
Anspruch
gehabt:
Braucht
die
Jugend
zeitlose
Helden
wie
Winnetou?
Jean-Marc
Birkholz:
Ja,
das
glaube
ich
absolut.
Wir
können
alle
nicht
perfekt
sein.
Aber
das
Streben
danach,
ein
guter
Mensch
zu
sein,
würde
unsere
Welt
schon
ein
klein
wenig besser machen.
Ruhrgesichter:
Was können wir von Winnetou lernen?
Jean-Marc
Birkholz:
Toleranz,
Gerechtigkeit,
Nächstenliebe.
Manchmal
ist
es
schwer
gegen
eigene
Befindlichkeiten
anzukämpfen.
Dann
lassen
wir
uns
vom
ersten
Impuls
leiten
und
zu
Dingen
hinreißen,
die
uns
später
leidtun
oder
aus
denen
es
kaum
noch
ein
Entrinnen
gibt.
Winnetou
hat
immer
schon
weitergedacht.
Manchmal
könnte
man
sich
fragen: „Was würde Winnetou tun?“
Ruhrgesichter:
Wie
es
sich
für
Winnetou
gehört,
sind
Sie
ein
sicherer
Reiter.
In
der
Vorbereitung
auf
dieses
Interview
haben
wir
gelesen,
dass
Sie
vor
Ihrem
ersten
Engagement
als
Winnetou
nicht
reiten
konnten
und
sogar
Angst
vor
Pferden
hatten.
Haben
Sie
erst
für
die
Rolle
unterschrieben
und
dann
reiten
gelernt?
Wie
haben
Sie
Ihre
Angst
verloren? Sieht man Sie mittlerweile auch abseits der Bühne gelegentlich auf einem Pferd?
Jean-Marc
Birkholz:
Ich
habe
von
2001
-
2006
schon
einmal
Winnetou
gespielt.
Damals
auf
der
Felsenbühne
Rathen
im
Elbsandsteingebirge.
Ich
hatte
damals
ein
Engagement
im
Ensemble
der
Landesbühnen
Sachsen.
Eines
Tages
hieß
es,
dass
ich
für
die
Rolle
Winnetou
vorgeschlagen
wurde.
Ich
wurde
für
zwei
Wochen
auf
einen
Reiterhof
geschickt.
Früh
um
acht
aufs
erste
Pferd,
abends
um
acht
Feierabend.
Mir
tat
alles
weh
und
ich
hatte
einen
meiner
schlimmsten
Albträume
in
dieser
Zeit.
Aber
ich
bin
nach
den
zwei
Wochen
als
stolzer
Mann
und
ohne
Angst
wieder
gefahren.
Heute
liebe
ich
Reiten.
Es
gibt
kaum
etwas
Vergleichbares.
Leider
bleibt
mir
im
Schauspieleralltag
kaum
Zeit,
auch
mal
außerhalb der Saison aufs Pferd zu steigen.
Ruhrgesichter:
Sie
wohnen
in
Minsk,
Berlin
und
während
der
Elspe
-
Spielzeit
im
Sauerland. Wo kommt ein Jean-Marc Birkholz zur Ruhe? Wo und was ist Heimat?
Jean-Marc
Birkholz:
Zur
Ruhe
komme
ich
am
schnellsten
im
Sauerland.
Aber
auch
in
den
Städten
gibt
es
Plätze,
an
denen
ich
Ruhe
finde.
Im
Sauerland
muss
ich
nur
nicht
erst danach suchen.
Heimat
ist
da,
wo
ich
herkomme.
Ein
Gefühl.
Eine
kulturelle
Verbundenheit.
Eine
Prägung.
Sprache.
Glücklich kann ich jedoch überall sein.
Ruhrgesichter:
Gibt
es
im
Sauerland
etwas,
dass
Ihnen
die
großen
Städte
nicht
bieten können?
Jean-Marc
Birkholz:
Ja.
Eben
die
schon
erwähnte
Ruhe.
Die
Ruhe,
die
kaum
noch
andere Geräusche zulässt. Das ist ein Geschenk und reinigt die Gedanken. Unbezahlbar.
Ruhrgesichter:
Dürfen
wir
uns
auch
im
nächsten
Jahr
wieder
auf
Jean-Marc
Birkholz
als Winnetou freuen?
Jean-Marc Birkholz:
Ja.
Ruhrgesichter:
Dann
danken
wir
auch
im
Namen
unserer
Leser,
die
viele
Fragen
beigesteuert
haben,
für
das
Interview.
Als
prominenter
Schauspieler
und
großartiger
Winnetou
geben
Sie
sicherlich
zahlreiche
Interviews.
Gibt
es
eine
Frage,
auf
die
Sie
schon
immer
mal
antworten
wollten,
die
Ihnen
jedoch
bislang
niemand
gestellt
hat?
Dann
haben
Sie jetzt die Chance, wir denken uns dann nach Ihrer Antwort die passende Frage aus :-).
Jean-Marc
Birkholz:
Vielen
Dank
für
die
Blumen.
Aber
ich
fand
die
Fragen
großartig.
Tickets & Infos Karl May Festspiele:
www.elspe.de
Fotos: © Elspe Festival