RuhrGesichter Die Karl May Festspiele in Elspe überzeugen erneut mit atemberaubender Produktion

WINNETOU und das HALBBLUT                                                               

Großes Abenteuer beim Elspe Festival

Mitten   in   den   Jagdgründen   der   Komantschen   im   Westen   New   Mexicos   liegt   der kleine   Ort   Firewood   Camp   in   unmittelbarer   Nähe   eines   Forts   der   Armee,   die   den Bau     einer     neuen     Bahnlinie     absichern     soll.     Die     Häuptlinge     der     lokalen Indianerstämme    beschließen,    trotz    der    wachsenden    Spannungen,    mit    den Siedlern   den   Frieden   zu   halten.   Das   Halbblut   Ik   Senanda   (überzeugend   gespielt von    Jonathan    E.    Weiske)    vertritt    bei    dieser    Versammlung    den    Stamm    der Komantschen;   doch   kann   er   seinen   eigenen   Stamm   schließlich   nicht   vom   Frieden überzeugen.   Ihm   und   seiner   weißen   Mutter   Anizo   (Tina   Mester)   wird   von   den Komantschen    vorgeworfen,    nur    die    Interessen    der    Weißen    zu    vertreten.    Ik Senanda   wird   von   seinem   Rivalen   Kita   Homascha   (niemand   kann   so   stolz   und entschlossen   schauen   wie   Tim   Forssman,   der   in   dieser   Saison   erstmals   einen eigenen    Stunt    zu    bewältigen    hat    und    darüber    hinaus    facettenreich    den Komantschen-Häuptling verkörpert) aus dem Stamm verbannt. Die   Komantschen   suchen   nun   die   offene   Konfrontation   mit   den   Weißen   und natürlich     gehört     ein     zünftiger     Postkutschenüberfall     zum     Repertoire.     Ein Zugüberfall    kann    durch    eine    List    verhindert    werden;    der    schottische    Lord Castlepool   (Tausendsassa   Markus   Lürick)   entdeckt   ein   gemeinsames   Hobby   mit Sheriff    Barker    (erstmals    dabei:    Oliver    Fleischer)    und    eine    friedliche    Lösung zeichnet   sich   zwischen   den   Komantschen   und   der   Armee   unter   General   Bentler (der   großartige   Sebastian   Kolb,   der   ein   Abo   auf   die   Rollen   als   Bösewicht   in   Elspe hat)   ab,   doch   es   kommt   anders…   Das   Halbblut   Ik   Senanda   als   ambivalente, vielgesichtige Figur spinnt einen Plan, der direkt in die Katastrophe führt… Die   Frage,   ob   Winnetou   und   Old   Shatterhand   im   Speziellen   und   das   Gute   im Allgemeinen   schlussendlich   obsiegt,   stellt   sich   jedem   Zuschauer,   der   mehr   als   ein Dutzend    Jahre    auf    der    Erde    wandelt,    bei    den    Stücken    auf    der    großen Freilichtbühne    naturgemäß    zu    keinem    Zeitpunkt.    Doch    die    abgründigen,    für Elspe-Verhältnisse    relativ    verflochtenen    Handlungsstränge    bleiben    durch    die straffe   Inszenierung   von   Regisseur   Marco   Kühne   stets   spannend:   Zwar   einfach nachverfolgbar,   büßen   sie   dennoch   zu   keinem   Zeitpunkt   ihre   Vielschichtigkeit   ein. Gespickt    ist    der    ganze    Spaß    mit    viel    Faustkämpfen,    Schießereien    und    einer ordentlichen Portion Dynamit. Jean-Marc   Birkholz   verkörpert   den   stolzen   Häuptling   der   Apachen   erneut   mit großer   Präsenz   und   Intensität,   die   selbst   auf   der   riesigen   Freilichtbühne   oftmals die     ganz     große     Geste     ersetzen     kann.     Birkholz     schenkt     Winnetou     eine raumfüllende   Wirkung;   das   ist   großes   Schauspiel.   Ebenso   überzeugend   Martin Krah   als   Old   Shatterhand,   dem   er   eine   scheinbar   mühelose   Leichtigkeit   verpasst und   so   zu   einer   perfekten   Ergänzung   zum   oft   schweren   Ernst   Winnetous   wird. Herausragend   in   diesem   Jahr:   Die   auf   den   Wild-West   –   Leib   geschneiderte   Musik von Martin Böttcher (musicfox).   Die   Freilichtbühne   in   Elspe   liegt   eingebettet   in   eine   Westernstadt,   die   auch   in diesem   Jahr   wieder   mit   Live–Musik   der   Band   „Tyrkys“   erfüllt   wird.   Die   versierten Musiker   sorgen   mit   Klassikern   und   aktuellen   Hits   des   Country-Rock   für   gute Stimmung.   Gelegentlich   ist   der   Job   als   lebendige   Country-Music-Box   sicherlich etwas undankbar, aber die Band macht ihre Sache seit Jahren herausragend gut. Man   merkt   dem   Elspe   Festival   an,   dass   man,   seitdem   im   Jahr   1958   erstmals “Winnetou”   auf   der   Naturbühne   in   Elspe   gespielt   wurde,   einige   Jahrzehnte   Zeit hatte,    zu    üben:    Die    Abläufe    sind    perfekt    aufeinander    abgestimmt,    ein organisatorisches    Rädchen    greift    in    das    andere,    so    dass    die    sonst    bei Großveranstaltungen   üblichen   Problemchen   nahezu   gänzlich   verschwunden   sind oder   zumindest   unsichtbar   bleiben:   Die   Besucherströme   werden   geschickt   über das   große,   aber   übersichtliche   Gelände   geführt,   jeder   kann   alle   Shows   und Attraktionen   sehen:   Ganz   ohne   lange   Wartezeiten,   Drängelei   oder   Hetzerei.   Es bleibt   Zeit   für   eine   Pause   und   einen   Imbiss,   aber   ohne   aufkommende   Langeweile. Dementsprechend    ist    auch    das    Publikum    inklusive    der    zahlreichen    Kinder ausgesprochen   entspannt.   Die         Gastronomie         ist         dank         vorher         optional        gebuchter         Zeitslots         ebenso         eine   reibungslose   Freizeitmaschine,   wie   das gesamte   Festival.   Ob   beim   á   la   carte   Essen   im   Silver   Saloon   oder   in   „Mamas Kitchen“,   mit   einem   saftigen   Steak   in   einer   mexikanischen   Bodega   oder   einem Snack in Grill-City, für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei. Eines    kann    man    dem    Elspe-Festival    gar    nicht    hoch    genug    anrechnen:    Das gesamte   Gelände   durchweht   eine   familiäre,   heimelige   Atmosphäre   und   erfasst nahezu   jeden   Mitarbeiter   und   die   allermeisten   Zuschauer.   Das   hat   sicher   mit   der Tradition   des   Festivals   seit   1958   zu   tun   und   damit,   dass   viele   der   Eltern,   die heute   mit   ihren   Kindern   kommen,   bereits   selbst   als   Kinder   mit   ihren   Eltern   hier waren,   aber   auch   mit   der   ausnehmenden,   „echten“   Freundlichkeit   selbst   der Aushilfen    und    der    Ordner…    Vielleicht    schwebt    auch    der    friedliebende    Geist Winnetous über dem Gelände... Zusätzlich   zur   Hauptaufführung   auf   der   Freilichtbühne   gibt   es   ein   umfangreiches Showprogramm   zu   bestaunen.   Die   Stuntshow   „4   Fäuste   und   ein   Sheriff“   u.a.   mit Markus   Lürick   zeigt   auf   humorvoll-kurzweile   Weise   feurige   Stunts.   Darsteller   der Kammeroper    Köln    haben    ebenfalls    wieder    den    Weg    in    den    Wilden    Westen gefunden   und   bringen   die   neue   Music-Show   „Don’t   Stop   Believin“   auf   die   Bühne. Bei   der   Reitershow   „Horses   on   Fire“   schließlich   bringt   das   Elspe   Stunt   Team zusammen    mit    den    Haraldos    Stunt    Brothers    eine    atemberaubende    und interessante   Show   in   die   Arena.   Zwischen   all   der   Musik,   den   Shows   und   den Saloons   unterhalten   Markus   Lürick   (der   ist   erstens   ohnehin   stets   in   Topform   und zweitens   immer   und   überall,   möglicherweise   gibt   es   ihn   auch   mehrfach)   und   Ben Schulte   die   Besucher   beim   Straßentheater.   Wer   mag,   hält   Marshmallows   ins Lagerfeuer   und   wem   das   Goldwaschen   in   der   Klondike   Mine   oder   eine   Fahrt   mit der    Western    Eisenbahn    nicht    heldenhaft    genug    ist,    kann    beim    American Bullriding   in   Ferdinand’s   Stable   seine   Sattelfestigkeit   unter   Beweis   stellen.   Wer gar   nicht   genug   bekommt,   kann   zum   Abschluss   des   Elspe-Tages   -meist   auch spontan-   noch   einen   geführten   Blick   hinter   die   Kulissen   bei   der   Backstage   Tour für kleines Geld buchen. Kurzum:   Ein   rundum   empfehlenswerter   Ausflugstag   für   jährlich   rund   200000 begeisterte   Besucher   aus   ganz   Deutschland   und   ganz   sicher   auch   eine   gute   Idee für   unsere   Leser.   Wer   also   die   Hitze   der   Explosionen   auf   der   Haut   fühlen   möchte, den   Geruch   von   50   Pferden   erleben   und   über   60   Darsteller   in   einer   herrlichen Naturkulisse   sehen   will,   der   spanne   ausreichend   Pferde   vor   seine   Kutsche   und mache   sich   mit   seiner   Familie   oder   wahlweise   mit   seinem   Komantschen-Stamm auf nach Elspe. Elspe-Festival-Sommersaison: 22. Juni - 07. September 2024 Tickets   für   das   Elspe   Festival   gibt   es   im   Internet   unter   www.elspe.de,   an   der Telefon-Hotline    0    27    21    /    94    440    oder    per    E-Mail    unter    der    Adresse info@elspe.de Unser Interview mit Winnetou (Jean-Marc Birkholz) findet sich hier.
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© Pressefoto Elspe Festival
© Pressefoto Elspe Festival
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