RuhrGesichter

Ein Gespräch mit den „Schutzengeln für Tiere“.

Die     Ruhrgesichter     besuchten     die     Menschen     und     Tiere     der Tierschutzorganisation      „Schutzengel      für      Tiere“      auf      dem Pferdeschutzhof   Korschenbroich.   Die   „Schutzengel“   kümmern   sich bereits    seit    dem    Jahr    2003    speziell    um    sogenannte    „Nutztiere“. Neben   Schweinen,   Rindern,   Schafen,   Hühnern   &   Co   gehören   dazu auch   Pferde,   deren   Leben   ebenfalls   oft   im   Schlachthof   endet.   Die wenigsten   werden   inzwischen   -   auch   aufgrund   der   dafür   erheblich gestiegenen   Kosten   -   auf   der   vertrauten   Wiese   tierschutzgerecht eingeschläfert.

32 Pferde im Glück…

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Der   Unterschied   zwischen   zur   Schlachtung   gezüchteten   Tieren   und   zunächst   anderweitig, beispielsweise   im   Sport   oder   auf   Reithöfen,   genutzten   Pferden   ist   manchmal   nur   der Zeitpunkt   der   Schlachtung.   „Schutzengel   für   Tiere“   bewahrt   einzelne   Tiere   vor   diesem Schicksal   und   es   ist   immer   wieder   schön   mit   anzusehen,   wie   Tiere,   die   „dem   Tod   von   der Schippe   gesprungen“   sind   oder   vom   Veterinäramt   beschlagnahmt   wurden   (was   oft   aufs gleiche hinausläuft) bei guter Pflege aufblühen und über die Weide galoppieren. Aktuell   betreut   der   Verein   über   200   Tiere   in   14   Pflegestellen,   finanziert   wird   die   Versorgung der Tiere durch rund 400 Tierpaten und Spender. Inmitten   der   Pflegepferde   stellten   sich   Petra   Wintersohl   (Vereinsgründerin   und   Vorstand), Sara    Esser    (Mitarbeiterin)    und    Alexandra    Siller    (Tierpatin)    den    kritischen    Fragen    der RUHRGESICHTER.   Wir   wurden   immer   wieder   vom   Charme   der   Tiere   vollends   in   Beschlag genommen,   so   dass   vor   der   Heimfahrt   bei   einer   Taschenkontrolle   überprüft   werden   musste, ob nicht doch das eine oder andere flauschige Pony darin verschwunden war…
RG   (wir   versuchen   die   erste   Frage   zu   stellen,   während   „Waletto“   etwas   hyperaktiv   um Aufmerksamkeit   buhlt   und   versucht,   sich   in   den   Mittelpunkt   zu   tanzen):   Schön,   dass   wir das   Interview   direkt   bei   den   Pferden   führen   können.   Waletto   ist   noch   relativ   neu   bei   euch, oder? Petra   Wintersohl:   Waletto   wurde   im   Mai   2015   von   uns   vor   dem   Metzger   bewahrt,   er gehörte   einer   Familie,   die   ihn   einem   Reiterhof   abgekauft   hatte,   als   Reitpferd.   Es   stellte   sich aber   heraus,   dass   er   nicht   reitbar   war.   Der   Tierarzt   stellte   fest,   dass   er   unter   „Kissing Spines“   leidet,   das   ist   eine   Erkrankung   am   Rücken;   die   Rückenmuskulatur   ist   verschlissen. „Kissing   Spines“   bedeutet   „sich   küssende   Dornfortsätze“.   Hört   sich   nett   an,   ist   für   das   Pferd aber   entsetzlich   schmerzhaft,   weil   die   Dornfortsätze   der   Wirbelsäule   aneinander   reiben.   Da kann   man   sich   vorstellen,   was   passiert,   wenn   ein   Reiter   auf   dem   Pferd   sitzt:   Das   Pferd   hat entsetzliche Schmerzen und bockt nur noch. Solche   Pferde   können   oft,   wenn   man   sie   bei   Regen   und   bei   großer   Kälte   schön   eindeckt, noch   viele   Jahre   ein   glückliches   Leben   auf   der   Wiese   führen,   aber   sie   können   halt   nicht mehr   geritten   werden.   Und   das   ist   für   die   meisten   Pferde   ein   Todesurteil,   weil   der   Unterhalt für   die   Tiere   sehr   teuer   ist.   Wenn   man   ein   Pferd   irgendwo   unterstellt,   liegt   man   eigentlich immer   bei   Kosten   von   200.-   Euro   im   Monat,   da   ist   dann   noch   kein   Tierarzt   oder   Hufschmied dabei.   Kaum   jemand   stellt   sich   also   ein   Pferd   irgendwo   hin,   das   er   nicht   reiten   kann. Deshalb   hatte   die   Besitzerfamilie   beschlossen,   Waletto   zum   Metzger   zu   geben   (als   Waletto seinen Namen hört, dreht er die Ohren wie Satellitenschüsseln zur Spionage zu uns). Eine   Freundin   der   Familie   konnte   den   Gedanken   nicht   ertragen,   weil   Waletto   ein   total braves   Pferd   ist   und   hat   uns   angerufen.   Glücklicherweise   hatten   wir   die   Möglichkeit,   ihn aufzunehmen.   Mittlerweile   hat   er   sich   hier   gut   eingelebt   und   spielt   gerne   mit   Douby,   dem kleinen   Fuchs-Pony,   Ball   über   den   Zaun   hinweg.   Manchmal   reichen   sie   sich   den   Ball   zu, manchmal hauen sie sich eher gegenseitig den Ball auf den Kopf. RG: Da haben Waletto und Douby sich also gesucht und gefunden… Petra   Wintersohl:   Eigentlich   ist   der   Spielpartner   von   Douby   unser   Silver.   Silver   ist   schon   25 Jahre   alt,   ein   stolzes   Alter   für   ein   ausrangiertes   Galopprennpferd,   also   einen   ehemaliger Hochleistungssportler.   Normalerweise   werden   Pferde,   die   Rennen   gelaufen   sind,   keine   25 Jahre   alt.   Inzwischen   hat   er   auch   ein   schwaches   Herz,   ist   oft   müde   und   möchte   nicht   mehr immer   Ball   spielen;   deshalb   ist   er   froh,   dass   Waletto   jetzt   als   Neuzugang   da   ist   und   mit Douby spielt, so dass Silver Pause machen kann. RG: Wie viele Mitarbeiter kümmern sich um die Pferde? Petra   Wintersohl:   Wir   haben   3   Mitarbeiter   auf   450   Euro   Basis,   die   sich   abwechseln.   Man denkt   immer:   Oh.   Das   sind   aber   viele.   Allerdings   muss   man   berücksichtigen,   dass   immer auch   mal   jemand   krank   werden   kann   und   jeder   ja   auch   Urlaubsanspruch   hat   und   den Pferden   kann   man   nicht   sagen,   dass   keiner   kommt,   um   sie   zu   versorgen.   Sara   ist   also heute   unsere   Mitarbeiterin   im   Dienst.   Nachmittags   kümmern   sich   meistens   ehrenamtliche Patinnen um die Pferde, zu ihnen gehört Alexandra. RG: Geritten wird hier also kein Pferd mehr? Petra   Wintersohl:   Nein,   geritten   wird   hier   kein   Tier.   Für   Silver   ist   es   ganz   gut,   wenn   er   leicht an   der   Longe   bewegt   wird,   weil   er   schon   mal   Wasseransammlungen   in   den   Beinen   hat durch    sein    schwaches    Herz.    Der    kleine    Rüpel    Kimbo    macht    immer    mal    einige Gehorsamsübungen.   Vor   allem,   wenn   Pferde   aus   dem   Sport   kommen,   ist   es   gar   nicht   gut, wenn sie so abrupt zum Rentner werden. RG: Alexandra, welches ist Dein Patenpferd? Alexandra   Siller:   Der   kleine   dicke   Douby.   Den   haben   wir   eine   Zeit   lang   viel   beschäftigt   und sind   mit   ihm   spazieren   gegangen,   allerdings   regt   sich   Silver   dann   immer   auf,   wenn   Douby nicht da ist. Und das ist nicht gut für sein Herz. Deshalb bleiben wir mit Douby hier auf dem Paddock, so dass Silver ihn sehen kann. Dann ist alles gut.   RG: Wie lange betreust Du Douby jetzt? Alexandra   Siller:   Ich   bin   gerade   im   achten   Jahr   und   habe   damals   von   einer   Bekannten   hier von   dem   Pferdeschutzhof   erfahren.   Seitdem   bin   ich   jede   Woche   hier;   wenn   man   einmal anfängt, verliebt man sich ja auch in so ein Tier. Ohne Pferde geht gar nicht… RG:   Dann   warst   Du   10   Jahre   alt,   als   Du   angefangen   hast.   Ist   das   nicht   das   „Wendy“   Alter, in dem alle kleinen Mädchen lieber Pferde reiten wollen und nicht unbedingt nur umsorgen? Alexandra   Siller:   Ich   reite   seitdem   ich   6   bin,   aber   ich   habe   auch   Spaß   daran,   mich   einfach um   die   Pferde   zu   kümmern   und   zu   sehen,   dass   es   ihnen   gut   geht.      Douby   war   als Dressurpony   in   die   Jahre   gekommen   und   dann   ließen   sich   die   Eltern   des   Mädchens   auch noch   scheiden.   Da   war   kein   Geld   mehr   da,   um   Douby   einen   schönen   Lebensabend   zu bereiten. Denn es musste ein neues Turnierpony her. Jetzt   siehst   Du,   wie   er   hier   über   die   Wiese   rennt,   sich   austobt   und   happy   ist.   Das   ist   mir viel wichtiger als draufzusitzen. RG: Kannst Du etwas zu den anderen Pferden erzählen? Alexandra   Siller:   Calypso   ist   erst   seit   6   Wochen   hier.   Er   war   bei   einer   Familie   mit   einer schwer   behinderten   Tochter   quasi   als   Therapiepferd.   Diese   Pferde   tragen   oft   schwer   an ihrer   Verantwortung   und   haben   sich   ein   unbeschwertes   Rentnerdasein   verdient.   Das   wusste die   Familie   zum   Glück   und   hat   sich   deshalb   an   Schutzengel   für   Tiere   gewandt,   weil   die Tochter    nun    zu    schwer    für    Calypso    wurde.    Sie    haben    auch    eine    Patenschaft    für    ihn übernommen. Wir träumen davon, dass alle Reiter so denken und handeln würden! Die   Familie   war   vor   zwei   Wochen   noch   hier   und   kümmert   sich   nach   wie   vor   um   Calypso.   Er ist   jetzt   16   Jahre   alt.   Unsere   Mandy   ist   schon   34   und   die   Stallälteste.   Mandy   kommt   von einer   Besitzerin,   die   irgendwann   kein   Geld   mehr   für   sie   hatte   und   den   Hufschmied,   Tierarzt und   Tierzahnarzt   nicht   mehr   bezahlen   konnte.   Mandy   hat   mittlerweile   so   gut   wie   keine Zähne    mehr    und    bekommt    von    uns    die    Möhren    immer    geraspelt    und    den    Zwieback kleingebröselt. RG:   Was   würdest   du   zu   dem   Vorwurf   sagen,   dass   ihr   mit   dem   Aufwand   und   dem   Geld   so viel   Gutes   tun   könntet   für   viele   Tiere   und   stattdessen   so   viel   an   ein   einzelnes,   altes, krankes Tier verschwendet? Alexandra   Siller:   Es   geht   bei   Schutzengel   für   Tiere   nicht   darum,   möglichst   viele   Tiere   zu retten.    Vielmehr    möchte    der    Verein    darauf    hinweisen,    dass    jedes    Tier    eine    eigene Persönlichkeit   und   unverletzliche   Würde   hat.   Deshalb   gehört   die   individuelle   Betreuung   des einzelnen   Pferdes   dazu.   Solange   ein   Pferd   Lebensqualität   hat,   bekommt   es   hier   alles,   was es braucht. Aber   natürlich   wird   auch   abgewogen,   eine   Mandy   würde   natürlich   jetzt   nicht   mehr   in   die Klinik   gebracht   für   eine   Kolik-OP.   Weil   Transport   und   Klinikaufenthalt   auch   eine   Menge Stress   bedeuten.   Wenn   aber   ein   Pferd   Arthrose   hat,   bekommt   es   durchaus   für   drei   Monate Schmerzmittel,   wenn   es   damit   noch   einen   schönen   Sommer   bei   der   Herde   haben   kann. Denn   es   gehört   eben   zur   würdevollen   Betreuung   der   Tiere,   dass   man   eben   über   eine Behandlung   nicht   nach   dem   wirtschaftlichen   Nutzen   entscheidet,   sondern   allein   das   Wohl des Tieres ist Kriterium. RG: Wie finanziert Ihr Euch? Alexandra   Siller:   Es   gibt   Paten,   die   jeden   Monat   10.-   Euro   zahlen   oder   als   Schüler   5.-   Euro, mehr   geht   natürlich   auch.   Dazu   kommen   Futter-   und   Geld   Spenden,   so   dass   die   Tiere   hier leben   können,   bis   sie   irgendwann   eines   natürlichen   Todes   sterben   oder   eingeschläfert werden, wenn sie keine Lebensqualität mehr haben. RG: Um wie viele Tiere kümmert Ihr Euch insgesamt? Petra   Wintersohl:   Insgesamt   sorgt   „Schutzengel   für   Tiere“   derzeit   für   über   200   Tiere:   32 Pferde,   50   Schweine,   21   Rinder,   etwas   über   40   Schafe,   12   Ziegen,   40   Gänse   und   16 Hühner.   Pferde   sind   die   Tiere,   die   am   teuersten   im   Unterhalt   sind.   Die   Tierarztkosten   sind extrem   hoch,   die   Stallmiete,   der   Hufschmied,   spezielle   Futtermittel.   Daher   sind   wir   auch   auf neue   Paten   angewiesen,   die   mit   uns   ein   Zeichen   setzen   für   die   sogenannten   Nutztiere.   Wir sind   der   Meinung,   dass   die   Unterscheidung   in   Nutztiere,   die   man   essen   und   auf   engstem Raum   halten   kann   und   Streicheltiere   wie   Hund   und   Katze   auf   der   anderen   Seite,   abartig   ist. Daher   setzen   wir   uns   für   die   sogenannten   Nutztiere   ein,   die   keine   Lobby   haben,   auch   um aufzuzeigen, dass die Unterscheidung willkürlich und unsinnig ist. RG: Esst Ihr Fleisch? Alexandra   Siller:   Ich   schon.   Ich   wohne   noch   zuhause   und   kann   nicht   einfach   sagen   „ich esse das nicht mehr“. Pferdefleisch kann ich allerdings nicht essen. Petra   Wintersohl:   Ich   bin   zu   dieser   Arbeit   über   „Animals   Angels“   gekommen   und   habe   aus Tierschutzsicht   Schlachttiertransporte   begleitet;   habe   aber   vorher   schon   seitdem   ich   13   war, ovo-lacto-vegetarisch    und    zehn    Jahre    später    vegan    gelebt.    Es    gibt    auch    extreme Tierrechtler,   die   mir   vorwerfen,   dass   wir   "Fleischesser"   im   Verein   haben.   Diese   extreme Haltung   finde   ich   für   den   Tierschutz   und   den   Veganismus   sogar   schädlich.   Denn   dann gelten wir als Extremisten und das ist nie gut. Fast   alle   von   uns   haben   früher   Fleisch   gegessen,   weil   es   leider   in   unserer   Gesellschaft (noch)    normal    ist.    Deshalb    müssen    wir    gerade    Nicht-Vegetariern    und    Veganern    die Möglichkeit     geben,     unsere     Arbeit     kennenzulernen,     damit     sie     den     Wahnsinn     des Fleischkonsums   nachvollziehen   können   und   die   Chance   haben,   sich   davon   zu   lösen.   Man sieht   ja   mittlerweile,   dass   der   Veganismus   in   der   Gesellschaft   in   den   letzten   Jahren   schon mehr   und   mehr   Fuß   fasst.   Druck   ausüben   bringt   da   gar   nichts,   diese   Entwicklung   braucht Zeit. RG: Wie werde ich zum Paten? Petra   Wintersohl:   Indem   Du   Dir   ein   gerettetes   Patentier   aussuchst.   Dann   bekommst   Du eine   Patenschaftsurkunde   und   einen   Brief,   in   dem   das   Tier   erzählt   wo   es   her   kommt   und wo   es   jetzt   lebt.   Im   Sommer   gibt   es   ein   Patentreffen   mit   den   Tieren   und   anderen   Paten,   Du kannst   natürlich   auch   ohne   Patentreffen   Dein   Tier   besuchen   und   die   Facebookgruppe "Rudis   Hofgeflüster"   berichtet   über   Neuigkeiten.   Die   Paten   bekommen   auch   Briefe   von ihrem   Tier   mit   aktuellem   Foto   und   interessanten   Infos.   Wenn   sich   das   Patentier   auf   die ewige   Weide   verabschiedet,   werden   die   Paten   natürlich   informiert   und   gefragt,   ob   sie   die Patenschaft   auf   ein   anderes   Tier   übert ragen   möchten.   Die   Patenschaften   sind   jederzeit kündbar.
Wir    verabschiedeten    uns    von    den    Pferden    in    Korschenbroich    und    fuhren    weiter    zur Pflegestelle   in   Geldern,   wo   neben   den   Pferden   auch   die   Patinnen   Elke   Schneider   und Kerstin Broska auf uns warteten. RG: Das sieht hier weniger nach Pferdeschutzhof, als nach einem normalen Reiterhof aus… Petra   Wintersohl:   Richtig,   es   gibt   hier   auch   ganz   normale   Pensionspferde   von   Reitern;   dies ist   im   Gegensatz   zum   Hof   in   Korschenbroich   nicht   ein   von   uns   gepachteter   Hof,   sondern eine   reine   Pflegestelle,   an   der   wir   für   die   Unterbringung   für   unsere   Tiere   Pension   zahlen. Hier steht auch unser Facebook - Star Rudi. RG: Wie lange ist er schon hier? Petra   Wintersohl:   Rudi   ist   jetzt   14   Jahre   alt   und   seit   2   Jahren   bei   uns.   Der   Hufschmied,   der auch   hier   am   Hof   tätig   ist,   besuchte   einen   anderen   Hof,   wo   ein   Großpferd   und   der   kleine Rudi   standen.   Das   Großpferd   hatte   Arthrose   und   für   diesen   Wallach   gab   es   leider   keine Rettung   mehr.   Der   Hufschmied   hat   sich   dann   dafür   eingesetzt,   dass   Rudi   nicht   auch   noch zum   Metzger   kommt.   Der   Besitzer   hatte   nämlich   das   Interesse   an   ihm   verloren.   Ist   immer schön,   wenn   Hufschmiede   und   Tierärzte   sich   bei   uns   melden,   um   zu   verhindern,   dass   Tiere mit   Lebensqualität   beim   Schlachter   enden.   Bei   ihnen   sehe   ich   dann,   dass   sie   ihren   Beruf wirklich ausüben, weil es ihnen ums Tier geht. Das ist leider nicht immer so. Der   Hufschmied   hat   dann   hier   angefragt   und   der   kleine   Rudi   hat   alle   Herzen   im   Sturm erobert.   Jetzt   „betreut“   er   unsere   Facebookseite,   ist   also   Fototermine   gewöhnt.   Bei   den Minishettys   ist   oft   das   Problem,   dass   sie   für   Kinder   angeschafft   werden;   dann   entwachsen die Kinder den Pferden und die Tiere landen am Ende beim Metzger. Elke   Schneider:   Mein   Herz   hat   er   auch   erobert.   Das   Schöne   an   den   Patenschaften   ist,   dass man   beispielsweise   Verantwortung   für   Tiere   übernehmen   kann,   gegen   die   man   allergisch   ist :).   Ich   bin   beispielsweise   gegen   Pferde   allergisch,   habe   jetzt   trotzdem   ein   Patenpony   und freue   mich   einfach,   dass   ich   dadurch   Kontakt   zu   Pferden   haben   kann   ohne   täglich   die Allergie aushalten zu müssen. RG: Seit wann hast Du das Patenpony? Elke   Schneider:   Seit   diesem   Jahr,   ich   werde   das   natürlich   fortführen.   Denn   Patenschaften sind   ja   schon   für   kleines   Geld   möglich,   helfen   wirklich   und   eignen   sich   auch   super   als Geschenk.   Ich   finde   es   toll,   dass   man   sich   mit   anderen   Paten   austauschen   kann   auf   den Patentreffen   und   etwas   von   der   Geschichte   des   Tieres   mitbekommt.   Die   Patenschaft   ist eine   gute   Möglichkeit,   etwas   für   den   Tierschutz   zu   tun   ohne   die   ständige   Verpflichtung   Zeit und   Arbeit   reinzustecken   und   trotzdem   über   eine   Geldspende   Anteil   daran   zu   nehmen. Auch    mit    kleineren    Beträgen    ist    hier    viel    getan.    Ich    habe    auch    schon    Patenschaften verschenkt    und    damit    Menschen    glücklich    gemacht,    die    sich    über    das    Foto    und    den Patenbrief   gefreut   haben,   ihr   Tier   besuchen   können   und   gleichzeitig   hilft   es   wirklich   den Tieren.   Kerstin   macht   ehrenamtlich   die   Flyer   und   den   Kalender   für   den   Verein.   Und   wir beiden sind Rudis Sekretärinnen für Facebook. Kerstin    Broska:    Genau,    mein    Patenpferd    Waletto    haben    wir    beim    letzten    Patentreffen besucht.   Wir   waren   aber   auch   dieses   Jahr   in   Soest   bei   den   Schweinen   zum   Patentreffen, das   war   auch   ganz   toll,   auch   um   sich   mit   den   anderen   Paten   auszutauschen.   Jetzt   können wir allen sagen, wir haben einen Hund, ein Pferd und ein Pony. Was will man mehr? RG: Wird denn überhaupt noch eines Eurer Pferde geritten? Petra   Wintersohl:   Unsere   beiden   jungen   Minishettys   Rudi   und   Svenja   werden   von   zwei kleinen   Mädchen   geritten,   aber   dabei   führt   die   Ponys   ein   Erwachsener.   Dafür   bekommt   der Verein   eine   Spende   und   die   Bewegung   tut   den   Ponys   sehr   gut.   Gerade   Minishettys   verfetten sonst   leider   schnell,   wenn   sie   nicht   bewegt   werden.   Die   beiden   sind   aber   eine   Ausnahme, eben   weil   sie   erst   zehn   Jahre   alt   sind.   Rudi   merkt   man   auch   an,   dass   er   sich   freut   über   das kleine Mädchen, er hält ganz still, wenn sie seine Mähne flechtet. RG:   Steht   hinter   den   Pferden   und   dem   Reitsport   auch   eine   Art   von   „Massenproduktion“   von Tieren wie bei anderen Nutztieren auch? Petra   Wintersohl:   Auf   den   Ponyhöfen   stehen   oft   die   Tiere,   die   für   den   Sport   nicht   geeignet sind.   Das   durchschnittliche   Turnierpferd   im   Leistungssport   wird   8   Jahre   alt,   dann   sind   die Knochen   kaputt   und   die   Tiere   gehen   zum   Metzger.   Es   sei   denn,   sie   können   noch   irgendwo als   Freizeitpferd   laufen.   Die   Chance   bei   uns   oder   einer   anderen   Organisation   zu   landen,   ist natürlich verschwindend gering. Grundsätzlich   gilt   natürlich   für   Züchter:   Was   ich   nicht   als   Reitpferd   verkaufen   kann,   kann ich    immer    noch    an    den    Metzger    verkaufen;    es    gibt    nach    wie    vor    einen    Markt    für Pferdefleisch.   Wenn   man   die   ganzen   Haflingerfohlen   auf   den   Wiesen   in   Österreich   sieht, weiß   man,   dass   die   meisten   im   Herbst   in   Italien   auf   dem   Schlachthof   sind.   Der   Metzger   ist immer   ein   Abnehmer,   nach   BSE   ist   der   Schlachtpreis   sofort   gestiegen.   In   Frankreich   wird auch   traditionell   besonders   viel   Pferdefleisch   gegessen.   Wenn   man   also   sein   Pferd   in Deutschland   zum   Metzger   gibt,   sollte   man   dabei   bleiben,   bis   das   Tier   umfällt.   Sonst   könnte es   sein,   dass   der   Händler   mit   dem   LKW   kommt   und   das   Pferd   zum   Schlachten   nach Frankreich fährt, da es dort einen höheren Kilopreis gibt. Ich   kenne   einen   Pferdemetzger,   der   dem   Tierschutz   zugetan   ist   und   immer,   wenn   er besonders   junge   Pferde   bekommt,   ruft   er   die   Tierschutzvereine   an   und   fragt,   ob   wir   es   zum Schlachtpreis   übernehmen,   da   er   es   nicht   schlachten   will.   Tierschützer   müssen   natürlich immer   aufpassen,   dass   sie   niemals   mehr   als   den   aktuellen   Schlachtpreis   zahlen,   um   Pferde freizukaufen,   denn   sonst   kurbelt   man   den   Wirtschaftskreislauf   noch   an,   vergrößert   also   das Tierelend.   Bei   überhöhten   Preisen   für   Schlachttiere   muss   man,   so   schwer   es   auch   fällt, gleich   einen   Rückzieher   machen.   Sonst   kauft   der   Händler   von   dem   Gewinn   gleich   noch mehr Tiere, die man dann ins Unglück stürzt. RG: Ist das Reitern immer klar, was mit ihrem Liebling auf dem Reiterhof später passiert? Petra   Wintersohl:   Auf   dem   Ponyhof,   wo   ich   das   Reiten   gelernt   habe,   hieß   es   dann   „der Piccolo   ist   nicht   mehr   da.   Der   ist   jetzt   im   Westerwald   in   einem   Kinderheim   auf   der   Wiese.“     Das   wurde   dann   jedes   Mal   erzählt,   so   dass   ich   mich   irgendwann   gewundert   habe,   dass   das aber   ein   großes   Kinderheim   mit   besonders   großer   Wiese   sein   muss,   wenn   es   so   viele   ältere Pferde aufnimmt… RG: Wir danken für das Interview und die tolle Arbeit, die ihr hier leistet! Übrigens:   Auch   die   Ruhrgesichter   haben   nach   dem   Abschied   unseres   Patenschweins   Luise im   letzten   Jahr   ein   neues   Patentier:   Die   Schweinedame   Hermine.   Der   Beitrag   zu   unserem Bericht über die Pflegestelle für Schweine ist hier nachzulesen . Wer   sich   über   die   „Schutzengel   für   Tiere“   informieren   möchte,   der   kann   das   hier   tun: www.schutzengel-fuer-tiere.de Alle     Informationen     zur     Tierpatenschaft     finden     sich     hier:     www.schutzengel-fuer- tiere.de/tierpate.html Der   Tierschutzverein   sucht   stets   neue   Paten,   da   diese   gelegentlich   von   ihren   Zöglingen verspeist werden.